Zoll-Deal: Börsen im Rausch!
Vorübergehende Zollsenkungen zwischen den USA und China führen zu deutlichen Kursgewinnen an den globalen Finanzmärkten, doch Experten warnen vor anhaltender Unsicherheit.

- S&P 500 und Nasdaq legen deutlich zu
- Zölle werden für 90 Tage reduziert
- Goldpreis und Yen unter Druck
- Experten skeptisch trotz Markterholung
Ein überraschender Waffenstillstand im US-China Handelskrieg löste am Montag eine Welle der Erleichterung an den globalen Finanzmärkten aus. Nach Monaten eskalierender Spannungen und lähmender Unsicherheit sorgte die Nachricht über eine vorübergehende Senkung der Strafzölle für eine wahre Kursrallye. Doch ist dies der erhoffte Wendepunkt oder nur eine kurze Atempause im zähen Ringen der Wirtschaftsmächte?
Markt-Rallye spiegelt immense Erleichterung wider
Die Reaktion der Anleger fiel euphorisch aus: Der US-Leitindex S&P 500 schoss um 3% nach oben, während der technologielastige Nasdaq Composite sogar ein Plus von über 4% verzeichnete. Auch in Europa und Asien legten die Börsen deutlich zu, der globale MSCI World Index stieg um fast 2%. „Das ist eine Erleichterungsrallye, dass das Worst-Case-Szenario bei den Zöllen […] nicht eintreten dürfte", kommentierte John Praveen von Paleo Leon die Stimmung. Gina Bolvin von der Bolvin Wealth Management Group sprach von einem „großen Gewinn für Trump, für Aktien und für Investoren", sollte sich die Erholung als nachhaltig erweisen.
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Parallel zur Aktienrallye erlebte der US-Dollar einen Höhenflug. Gegenüber einem Korb wichtiger Währungen legte er um fast 1,25% zu. Sichere Häfen gerieten im Gegenzug unter massiven Druck: Der japanische Yen fiel um über 2% gegenüber dem Dollar, auch der Schweizer Franken gab deutlich nach – eine kurzfristige Entlastung für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. Der Goldpreis, der im Vormonat noch Rekordhöhen erklommen hatte, stürzte um 3% auf rund 3.225 US-Dollar pro Unze ab. Auch die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen zogen kräftig auf 4,45% an, den höchsten Stand seit etwa einem Monat, da Investoren aus sicheren Anleihen in risikoreichere Anlagen umschichteten. Ein klares Zeichen der Entspannung sandte auch der Cboe Volatilitätsindex (VIX), das „Angstbarometer“ der Wall Street: Er fiel erstmals seit Ende März unter die Marke von 20 Punkte. Selbst der Ölpreis zog an, Brent Crude stieg um fast 1,9% auf über 65 Dollar pro Barrel.
Der Deal: Drastische Zollsenkungen – aber nur für 90 Tage
Kern der Einigung, die nach zweitägigen Gesprächen zwischen hochrangigen Vertretern beider Länder in Genf am Wochenende erzielt wurde, ist eine signifikante, aber zeitlich begrenzte Reduzierung der gegenseitigen Strafzölle. Die USA senken ihre im April eingeführten Zölle auf chinesische Waren ab dem 14. Mai für 90 Tage von 145% auf 30%. China reduziert im Gegenzug seine Abgaben auf US-Importe von 125% auf 10%. US-Finanzminister Scott Bessent bestätigte die Vereinbarung.
Diese drastische Reduktion übertrifft die Erwartungen vieler Marktteilnehmer. Die vorherigen Zölle hatten den bilateralen Handel im Wert von fast 600 Milliarden US-Dollar nahezu zum Erliegen gebracht, globale Lieferketten gestört und Rezessionsängste geschürt. Allein im April hatten die USA nach Angaben des Finanzministeriums durch die hohen Zölle täglich über 500 Millionen Dollar eingenommen – diese Einnahmequelle dürfte nun vorerst deutlich geringer ausfallen, was auch Auswirkungen auf den US-Haushalt hat, der in den ersten sieben Monaten des Fiskaljahres 2025 bereits ein Defizit von über einer Billion Dollar aufwies.
Ein wichtiger Bereich blieb in der Vereinbarung jedoch unerwähnt: Die Zukunft der sogenannten „de minimis“-Regelung, die bisher kleinen Paketen unter 800 Dollar aus China die zollfreie Einfuhr in die USA ermöglichte und zum rasanten Aufstieg von Online-Händlern wie Shein und Temu beitrug, ist weiter unklar. Die Trump-Regierung hatte diese Regelung Anfang Mai ausgesetzt und 120% Zoll auf solche Sendungen erhoben. Ob die jetzige Zollsenkung auch hier greift, bleibt offen.
US-China Handelskrieg: Skepsis trotz positiver Signale
Trotz der euphorischen Marktreaktion mahnen viele Experten zur Vorsicht. Die Investmentbank JPMorgan zeigte sich zwar optimistisch und hob ihre Wachstumsprognose für China für das laufende Jahr von 4,1% auf 4,8% an, da die Zollsenkungen "überraschend positiv" seien und stärker ausfielen als erwartet. Die Analysten gehen nun davon aus, dass Peking auf zusätzliche fiskalische Stimuli verzichten könnte.
Doch die grundlegende Unsicherheit bleibt. „Es ist langfristig positiv plus 90 Tage Unsicherheit", fasste Charles Wang von Shenzhen Dragon Pacific Capital Management die Lage zusammen. Analysten wie Zhiwei Zhang von Pinpoint Asset Management betonen: „Das ist nur eine dreimonatige, temporäre Reduzierung der Zölle. […] Beide Seiten werden wahrscheinlich Monate brauchen, um eine endgültige Lösung oder ein Handelsabkommen zu finden." Die Sorge ist, dass die Spannungen nach Ablauf der 90 Tage wieder aufflammen könnten, ähnlich wie bei einer früheren Waffenstillstandsvereinbarung während Trumps erster Amtszeit.
Die verbleibenden Zölle von 30% (USA) bzw. 10% (China) sind immer noch substanziell und könnten das globale Wachstum weiter belasten. Michael Metcalfe von State Street Global Markets schätzt die durchschnittliche effektive Zollrate immer noch auf rund 15%. Für Unternehmen bleibe es schwierig, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen, solange keine dauerhafte Lösung gefunden ist, merkt Patrick Kaser von Brandywine Global an. Auch die Bank of England hatte die Handelssituation noch letzte Woche als „ziemlich gefährlich“ eingestuft, was einen ihrer Währungshüter zu einem Votum für eine stärkere Zinssenkung bewog.
Ausblick: Nervosität dürfte anhalten
Der Jubel an den Börsen zeigt die immense Erleichterung über die Deeskalation im Zollstreit. Die kommenden 90 Tage werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die diplomatischen Bemühungen Früchte tragen. Investoren werden die Verhandlungen genau verfolgen und gleichzeitig auf neue Wirtschaftsdaten blicken – bereits am Dienstag stehen in den USA wichtige Inflationszahlen (CPI) an, die die Marktstimmung beeinflussen könnten. Der Waffenstillstand ist fragil. Ob daraus ein dauerhafter Frieden im US-China Handelskrieg erwächst, bleibt die entscheidende Frage. Bis dahin dürfte die Nervosität an den Märkten jederzeit zurückkehren.
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