Zollfrieden: Ein fragiler Pakt!

USA und China vereinbaren 90-tägige Zollsenkungen, doch Unsicherheit über Nachhaltigkeit des Deals und Inflationsängste belasten die Märkte.

Die Kernpunkte:
  • Zölle zwischen USA und China vorübergehend gesenkt
  • Asiatische Aktienmärkte verzeichnen Kapitalrückflüsse
  • US-Inflationsdaten entscheidend für weitere Zinspolitik
  • Exporteure bleiben trotz Entspannung vorsichtig

Die globalen Finanzmärkte senden widersprüchliche Signale: Einerseits sorgt die überraschende Handelskrieg Atempause zwischen den USA und China für eine spürbare Erleichterungsrallye. Andererseits trüben hartnäckige Inflationssorgen und die Skepsis über die Nachhaltigkeit des Deals die Aussichten. Während Anleger kurz durchatmen, stellt sich die drängende Frage: Ist dies der Beginn einer echten Entspannung oder nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Entscheidende US-Inflationsdaten, die heute, am 13. Mai 2025, erwartet werden, könnten bereits die Richtung für die kommenden Monate vorgeben.

Globale Märkte im Bann des Handels-Deals

Die Nachricht, dass Washington und Peking sich auf eine 90-tägige Aussetzung und deutliche Reduzierung der gegenseitigen Strafzölle geeinigt haben, löste an den Börsen weltweit Kursfeuerwerke aus. Die USA senken ihre Abgaben auf chinesische Importe von drastischen 145% auf 30%, während China im Gegenzug die Zölle auf US-Waren von 125% auf 10% reduziert. Diese Deeskalation ließ den amerikanischen S&P 500 am Montag auf den höchsten Schlusskurs seit Anfang März klettern und half allen drei großen US-Indizes, ihre Verluste seit dem als "Liberation Day" bezeichneten 2. April – dem Tag der ursprünglichen Ankündigung weitreichender Zölle durch Donald Trump – wieder aufzuholen. Aktuell deuten die US-Futures jedoch auf eine leichte Korrektur hin, da Investoren Gewinne mitnehmen und nervös auf die anstehenden Inflationszahlen blicken. Dow E-Minis notierten vorbörslich 0,23% im Minus, S&P 500 E-Minis verloren 0,45% und die technologielastigen Nasdaq 100 E-Minis gaben 0,54% ab.

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Auch in Asien macht sich Erleichterung breit. Nachdem ausländische Investoren in den ersten vier Monaten des Jahres rund 54,33 Milliarden US-Dollar aus regionalen Aktienmärkten abgezogen hatten – der größte Exodus seit mindestens 2010 – kehrt das Kapital nun zurück. Allein im Mai flossen bis zum 12. des Monats netto 6,22 Milliarden US-Dollar in die Aktienmärkte von Indien, Taiwan, Südkorea, Thailand, Indonesien, Vietnam und den Philippinen. Insbesondere Taiwan profitierte mit Zuflüssen von 4,43 Milliarden US-Dollar. Der MSCI Asia-Pacific Index verzeichnete seit dem 7. April einen Anstieg von 18%.

Die positive Stimmung erreichte ebenfalls Europa: Der deutsche ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen sprang im Mai überraschend deutlich auf 25,2 Punkte, nachdem er im April noch bei besorgniserregenden -14,0 Zählern gelegen hatte. "Mit einer neuen Regierung, einigen Fortschritten in den Zollstreitigkeiten und einer sich stabilisierenden Inflationsrate hat der Optimismus zugenommen", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Zahlen.

Währungen reagieren: Yuan stark, Dollar hält sich

Am Devisenmarkt war der chinesische Yuan der klare Gewinner der Entspannung und kletterte auf ein Sechsmonatshoch von 7,1855 pro Dollar. Dies gab auch dem australischen und neuseeländischen Dollar Auftrieb, die oft als liquide Proxys für die chinesische Währung gehandelt werden. Der US-Dollar konnte nach anfänglichen Gewinnen einen Teil wieder abgeben, hielt sich aber insgesamt stabil nahe einem Einmonatshoch gegenüber einem Währungskorb. Kit Juckes, Chef-Devisenstratege bei Societe Generale, merkte an, dass die Situation "immer noch sehr dollarzentrisch" sei und die Rally des Greenbacks durch die Auflösung von Short-Positionen unterstützt wurde. Langfristig sieht Juckes jedoch einen Trend zur Dollar-Schwäche: "Ich denke, wir werden einen langfristigen Trend sehen, bei dem der Dollar schwächer wird, wenn die Leute erkennen, dass wir in großem Stil überinvestiert in US-Vermögenswerte sind." Angesichts des Handelsdeals haben Händler ihre Wetten auf Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) reduziert. Die Futures preisen aktuell nur noch Zinssenkungen von knapp 58 Basispunkten bis Dezember ein.

Handelskrieg Atempause: Skepsis und Unsicherheit bleiben

Trotz der positiven Marktreaktionen ist die Erleichterung keineswegs ungetrübt. Vor allem chinesische Exporteure, die stark vom US-Markt abhängig sind, bleiben vorsichtig. Deng Jinling, Managerin eines Thermoskannen-Exporteurs, feierte die Nachricht zwar mit Champagner, schickte aber gleichzeitig ihre Tochter in die USA, um nach Lagerkapazitäten zu suchen – eine Absicherung gegen künftige Zollunsicherheiten. "Meine größte Sorge ist, dass Trump morgen vergisst, was er heute gesagt hat", so Deng. Christian Gassner, Geschäftsführer des deutschen Herstellers Limoss in Dongguan, verglich die 90-tägige Pause mit einem "Schlummerknopf bei einem Feueralarm". Sein Unternehmen sucht trotz der Entspannung aktiv nach Produktionsalternativen in Malaysia für den US-Markt. "Sich heutzutage auf eine Region zu verlassen, ist wie sein Haus auf einem Trampolin zu bauen", so Gassner.

Die Unsicherheit, was nach Ablauf der 90 Tage geschieht, belastet. Für viele Hersteller ist der Zeitpunkt des Waffenstillstands kritisch, da im Mai traditionell Bestellungen für das wichtige Weihnachtsgeschäft getätigt werden. Jessica Guo, Managerin einer Weihnachtsbaumfabrik, berichtet von hohem Druck seitens amerikanischer Kunden, die Ware schnellstmöglich zu erhalten, während ihre Produktionskapazitäten bereits bis Ende August ausgelastet sind – einem Zeitpunkt, zu dem die Zukunft der Handelsbeziehungen wieder völlig offen sein könnte. Analysten erwarten daher, dass Unternehmen das 90-Tage-Fenster nutzen werden, um so viele Waren wie möglich in die USA zu verschiffen.

Inflationsangst und Zinspolitik im Fokus

Parallel zum Handelsdrama rückt die Inflation immer stärker in den Vordergrund. Heute werden die US-Verbraucherpreisdaten für April veröffentlicht. Ökonomen erwarten einen monatlichen Anstieg von 0,3% und eine Jahresrate, die stabil bei 2,4% verharrt. "Die heutigen Inflationsdaten werden mit Spannung erwartet, da höhere Zahlen den Ausblick auf zusätzliche Zinssenkungen weiter schmälern könnten – möglicherweise bis hin zu gar keinen Zinssenkungen bis 2025", warnt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Auch wenn Händler laut LSEG-Daten derzeit noch von mindestens zwei Zinsschritten um 25 Basispunkte bis Jahresende ausgehen, mit einer ersten Senkung im September, könnten unerwartet hohe Inflationswerte diese Erwartungen schnell zunichtemachen. Im Laufe der Woche werden zudem mehrere Vertreter der Federal Reserve sprechen, darunter am Donnerstag deren Vorsitzender Jerome Powell.

Die Sorge vor einer hartnäckigen Teuerung ist kein rein amerikanisches Phänomen. Huw Pill, Chefökonom der Bank of England, äußerte sich am Dienstag besorgt, dass die Inflation in Großbritannien stärker als von der Zentralbank erwartet ausfallen könnte. Dies könnte bedeuten, dass die Zinssätze länger höher bleiben müssten, als von den Märkten derzeit antizipiert, um das Inflationsziel von 2% zu erreichen.

Regionale Wirtschaftssorgen trüben das Bild

Abseits der großen Handels- und Inflationsthemen kämpfen einige Volkswirtschaften mit hausgemachten Problemen. In Südafrika kletterte die Arbeitslosenquote im ersten Quartal 2025 auf alarmierende 32,9%, ein Anstieg von 31,9% im Vorquartal. Die Zahl der arbeitslosen Personen stieg auf 8,228 Millionen. Nach der erweiterten Definition, die auch entmutigte Arbeitssuchende einschließt, erreichte die Quote sogar 43,1%. Besonders betroffen waren der Handels- und Bausektor.

In Ungarn ist unterdessen das Haushaltsdefizit in den ersten vier Monaten des Jahres auf 71% des Gesamtjahresziels angewachsen. Wirtschaftsminister Marton Nagy kündigte an, dass die Regierung bereit sei, bei Bedarf auf der Ausgabenseite Kürzungen vorzunehmen, um das Defizit unter Kontrolle zu halten.

Ausblick: Trügerischer Frieden oder echte Wende?

Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob die aktuelle Erleichterung an den Märkten mehr als ein Strohfeuer ist. Der Fokus liegt klar auf den US-Inflationsdaten und den anschließenden Kommentaren der Notenbanker. Die nachlassenden Handelsspannungen könnten der Fed zwar mehr Spielraum geben, doch eine Beschleunigung der Inflation würde Zinssenkungen erschweren. Gleichzeitig mahnt Goldman Sachs trotz der positiven Kapitalflüsse nach Asien zur Vorsicht: Gedämpftes Gewinnwachstum der Unternehmen und selbstgefällige Bewertungen könnten kurzfristig zu Marktkorrekturen führen. Die Unsicherheit über die Handelspolitik nach Ablauf der 90-Tage-Frist und die Unberechenbarkeit der politischen Akteure, insbesondere im Hinblick auf Präsident Trumps anstehenden Besuch in der Golfregion, bleiben bestehen. Der kurzfristige Zollfrieden hat zwar für eine Verschnaufpause gesorgt, die fundamentalen Herausforderungen sind jedoch noch lange nicht gelöst.

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