Zollpoker: Weltwirtschaft am Scheideweg
Die USA und China stehen vor wichtigen Zollgesprächen, während neue Abkommen mit Großbritannien und Indien die globale Handelspolitik prägen. Die Märkte reagieren nervös.

- US-China-Gespräche könnten Zölle deutlich senken
- Neues Handelsabkommen mit Großbritannien unterzeichnet
- Indien strebt umfassende Zollbefreiungen an
- Wirtschaftsexperten warnen vor Konjunkturrisiken
Die globalen Finanzmärkte und die Weltwirtschaft stehen am heutigen 9. Mai 2025 im Bann der aggressiven US-Handelspolitik unter Präsident Donald Trump. Während Investoren und Unternehmen den Atem anhalten vor entscheidenden Handelsgesprächen zwischen den USA und China, die an diesem Wochenende in der Schweiz stattfinden sollen, zeichnen sich an anderen Fronten bereits neue Konturen ab. Ein jüngst abgeschlossenes Abkommen mit Großbritannien und intensive Verhandlungen mit Indien signalisieren Bewegung, doch die über allem schwebenden Zölle und die damit verbundene Unsicherheit drohen, das globale Wirtschaftswachstum empfindlich zu dämpfen. Die Frage, die sich alle stellen: Führt dieser Poker zu einer Deeskalation oder zum großen Knall?
Brennpunkt China: Showdown in der Schweiz?
Die Spannung vor den anstehenden Gesprächen zwischen hochrangigen Vertretern Washingtons und Pekings am Samstag und Sonntag ist greifbar. Im Raum steht die Möglichkeit einer signifikanten Reduktion der massiven US-Zölle auf chinesische Importe, die derzeit bei mindestens 145 % liegen (Artikel 7, 8). Berichten zufolge erwägt die Trump-Administration, die Zölle auf unter 60 % zu senken, sollten die Gespräche in Genf Fortschritte erzielen (Artikel 7). Präsident Trump selbst äußerte sich am gestrigen Donnerstag optimistisch und deutete an, dass die erdrückenden Zölle letztendlich sinken würden (Artikel 7, 9). Handelsminister Howard Lutnick betonte, eine "Deeskalation" sei ein Ziel der US-Seite (Artikel 7).
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Die Dringlichkeit einer Lösung wird durch die jüngsten Wirtschaftsdaten unterstrichen. Chinas Exporte in die USA sind im April um dramatische 21 % im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen (Artikel 8). Gleichzeitig konnte Peking seine Ausfuhren in andere Regionen wie ASEAN (+21 %), Lateinamerika (+17 %) und Afrika (+25 %) deutlich steigern, was eine klare Reaktion auf die US-Strafmaßnahmen und eine strategische Neuausrichtung der chinesischen Handelsströme darstellt (Artikel 8). Trotz des Einbruchs im US-Geschäft stiegen Chinas Gesamtexporte im April um 8,1 %, was die Anpassungsfähigkeit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt demonstriert (Artikel 8).
Neben den reinen Zollfragen drängen die USA auch auf die Aufhebung chinesischer Exportbeschränkungen für Seltene Erden, die für zahlreiche Industrien kritisch sind. Zudem könnte die Fentanyl-Problematik, ein Treiber für Trumps harte Zollpolitik, ebenfalls zur Sprache kommen (Artikel 7). Chinas Vize-Außenminister zeigte sich indes zuversichtlich, die Handelsfragen lösen zu können, und bezeichnete die US-Zollpolitik als nicht nachhaltig (Artikel 7).
Neue Allianzen: Deals mit UK und Indien in Sicht
Abseits des China-Konflikts versucht die Trump-Administration, ihre Handelsagenda auch mit anderen Partnern voranzutreiben. Ein am Donnerstag verkündetes "Durchbruchsabkommen" mit Großbritannien sorgte zunächst für Aufsehen (Artikel 2, 3, 5). Dieses Abkommen sieht eine Reduktion höherer US-Zölle auf britische Autos, Stahl und Aluminium vor und erweitert den Zugang für Agrarprodukte beider Seiten (Artikel 3, 9). Allerdings bleibt der von Washington eingeführte neue Basiszoll von 10 % auf die meisten britischen Waren bestehen (Artikel 3, 9). Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England, bezeichnete den Deal zwar als "gute Nachricht", relativierte dies jedoch umgehend mit dem Hinweis, dass die effektive Zollrate für britische Exporte in die USA damit immer noch höher sei als vor Beginn der jüngsten Handelsstreitigkeiten (Artikel 3). Die Märkte, insbesondere das Pfund Sterling, reagierten nach anfänglicher Euphorie verhalten, als die Begrenztheit des Abkommens deutlich wurde (Artikel 9).
Deutlich ambitionierter gestalten sich die aktuellen Verhandlungen mit Indien. Berichten zufolge hat Neu-Delhi angeboten, das durchschnittliche Zollgefälle zu den USA von derzeit fast 13 % auf unter 4 % zu reduzieren (Artikel 5). Im Gegenzug fordert Indien eine Befreiung von aktuellen und potenziellen zukünftigen US-Zollerhöhungen. Dies würde bedeuten, dass Indien Zölle auf 60 % der US-Importlinien in einer ersten Phase auf null senken und für fast 90 % der US-Waren präferenziellen Zugang gewähren würde (Artikel 5). Neben Zollbefreiungen strebt Indien einen verbesserten Marktzugang für Schlüsselsektoren wie Edelsteine, Leder, Textilien und Pharmazeutika an und möchte in kritischen Technologiebereichen wie KI und Biotechnologie auf Augenhöhe mit anderen US-Verbündeten behandelt werden (Artikel 5). Angesichts des britischen Deals, bei dem der Basiszoll bestehen blieb, erscheint Indiens Hoffnung auf eine vollständige Zollbefreiung jedoch ehrgeizig. Nach Großbritannien gelten Indien und Japan als nächste Kandidaten für Handelsabkommen mit den USA (Artikel 5).
Die Europäische Union beobachtet diese Entwicklungen genau. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte heute, sie werde nur für eine "konkrete Lösung" in der Zollfrage ins Weiße Haus reisen, und betonte die Notwendigkeit eines von beiden Seiten akzeptierten Pakets (Artikel 4).
Konjunktursorgen und volatile US-Handelspolitik
Die aggressive US-Handelspolitik und die damit verbundene Unsicherheit hinterlassen bereits deutliche Spuren in den Konjunkturprognosen. Analysten der Deutschen Bank warnten in einer aktuellen Studie, dass die Ungewissheit über Trumps Zölle, die im April auf den höchsten Stand seit einem Jahrhundert gestiegen waren, das reale Bruttoinlandsprodukt der USA im dritten und vierten Quartal 2025 um bis zu 2,5 Prozentpunkte drücken könnte – eine deutliche Verschärfung früherer Prognosen (Artikel 6). Diese Schätzungen untermauern die erhöhten Rezessionsrisiken und betonen die Notwendigkeit baldiger handelspolitischer Entspannung (Artikel 6). Bereits vor dem jüngsten US-UK-Deal hatte die Bank of England geschätzt, dass Trumps damalige Zollpläne die britische Wirtschaft über drei Jahre um etwa 0,3 % schrumpfen lassen würden, wobei zwei Drittel des Schadens indirekt über die Auswirkungen auf andere Handelspartner Großbritanniens entstünden (Artikel 3).
An den Finanzmärkten herrscht eine nervöse Grundstimmung. Barclays-Analysten sehen zwar das Mantra "Don’t fight Trump" am Werk, solange die Hoffnung auf Handelsabkommen bestehe (Artikel 2). Viele positive Nachrichten seien jedoch bereits in den Kursen eingepreist, und eine gewisse "Zollmüdigkeit" sei erkennbar. Rhetorik allein werde die Aktien nicht ewig antreiben, und die Messlatte für positive Überraschungen bei den Zöllen sei gestiegen (Artikel 2).
Der US-Dollar konnte vor den China-Gesprächen auf Wochenbasis zulegen, gestützt durch den Optimismus über mögliche Deals und nachlassende Wetten auf baldige Zinssenkungen der Federal Reserve (Artikel 9). Fed-Chef Jerome Powell hatte die Unsicherheit betont, was die Erwartungen an eine Zinssenkung im Juni dämpfte. Im Gegensatz dazu hat die Bank of England die Zinsen gesenkt (Artikel 9). Ein bemerkenswertes Zeichen für Risikobereitschaft in spekulativeren Marktsegmenten ist der Anstieg von Bitcoin über die Marke von 100.000 US-Dollar (Artikel 9).
Ausblick: Gratwanderung zwischen Hoffnung und Realität
Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend dafür sein, ob die globale Handelslandschaft in eine Phase der Deeskalation oder der weiteren Konfrontation eintritt. Die Gespräche zwischen den USA und China stehen im Mittelpunkt, doch auch die Entwicklungen mit Indien und der EU werden die Märkte bewegen. Bank of England-Gouverneur Bailey mahnte, dass die Auswirkungen der Handelsentwicklungen auf Großbritannien nicht nur vom eigenen Abkommen, sondern auch von dem abhingen, was der Rest der Welt vereinbart (Artikel 3).
Während die Hoffnung auf diplomatische Lösungen und Zollsenkungen die Stimmung zeitweise aufhellt, bleiben die ökonomischen Risiken der aktuellen US-Handelspolitik immens. Die Unternehmen kämpfen mit der Unsicherheit, die Investitionsentscheidungen erschwert, und die Gefahr einer globalen Konjunkturabkühlung durch protektionistische Maßnahmen ist real. Der Ausgang des aktuellen Zollpokers ist ungewiss, doch eines ist sicher: Die Weltwirtschaft steht an einem kritischen Scheideweg.
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