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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit BioNTech, Evotec, Nvidia, Gilead Science, Oracle und Nikola

Guten Abend,

diese Woche wird es einen Wettkampf zwischen den Bullen und den Bären geben. Die große offene Frage ist: War es das mit der Korrektur schon gewesen? Für beide Seiten gibt es gute Argumente.

Auf der Seite der Bären spricht die Vernunft nämlich für die Notwendigkeit einer technischen Korrektur in einem unverändert überkauften Markt. Zwar sind die Abschläge der letzten Tage beachtlich, aber vor dem Hintergrund der außerordentlich anspruchsvollen Bewertungen reicht die gegenwärtige Lage m.E. nicht aus, um schon von günstigen Einstiegschancen zu sprechen. Zu stark sind die Kurse in den letzten Wochen gestiegen und mein persönliches Kursziel für den Nasdaq 100 lautet 10.000 Punkte.

Auf der Seite der Bullen gibt es allerdings auch einige Argumente, die dafür sprechen, dass die jüngsten Abschläge schon wieder attraktive Gelegenheiten sind. Einige spannende Übernahmen, neue Produkte und neue Entwicklungen sowohl im Bereich der Impfung als auch im Technologiesektor sorgen zu Wochenanfang bereits wieder für gute Laune. Es steht also Vernunft gegenüber Euphorie.

Klar, die Börse ist kein Wunschkonzert und letztendlich entscheiden allein die Mittelflüsse, wohin die Reise geht. Wenn die spekulativen Kleinanleger á la Robinhood jetzt schon wieder anfangen Optionen zu kaufen, dann ist das ein Hebel, der seine Wirkung entfalten wird. Werden auf der anderen Seite dann die stabilen Kurse genutzt, um bereits angefallene Gewinne einzupacken, entsteht aber auch Druck von oben.

Gut möglich also, dass wir in den kommenden Tagen ein ziemliches Jojo-Spiel erleben werden, ohne klare Tendenz und ohne klare Aussage, sowohl seitens der Markttechnik als auch seitens der Stimmung. Sei’s drum, am Ende des Tages sind das auch alles nur kleine Intermezzi, die unter dem Strich dazu führen, dass die längerfristigen Trends davon profitieren und sich stabilisieren. Deswegen heißt eine Korrektur eben auch Korrektur und nicht Crash.

Mein Rat: Achtet jetzt nicht auf jede Tagesbewegung, sondern auf das große Ganze.

Die aktuelle Lage:

DAX: In Frankfurt stemmt man sich bislang erfolgreich gegen den Korrekturdruck seitens der Wall Street. Ich finde das beeindruckend, denn üblicherweise verläuft es genau umgekehrt: Ein Räuspern in New York führt zu einem kräftigen Husten im DAX. Daraus schließe ich, dass wir es tatsächlich und ausschließlich an der Wall Street mit einer Volatilität zu tun haben, deren Ursprung zum größten Teil bei Spekulanten zu finden ist.

Wären es die Profis bzw. das große Kapital, würden diese auch in Übersee ihre Positionen glattstellen. Ich bin also, was die Lage in Frankfurt betrifft, ziemlich entspannt. Nein, eher sogar erfreut, denn wie ich es schon letzte Woche an dieser Stelle geschrieben hatte, wird diese Ausgangslage dafür sorgen, dass in der nächsten Kaufwelle die deutschen Kurse etwas besser situiert sind. Außerdem kann den DAX keinesfalls von übertriebenen Bewertungen oder auch einer deutlich überkauften Marktlage gesprochen werden.

Wall Street: Große Namen und große Deals bestimmen heute das Geschehen. Oracle bekommt wohl den Zuschlag für TikTok, obwohl noch nicht ganz klar ist was diese Transaktion eigentlich bedeutet. Zeitgleich gelingt NVIDIA ein ganz heißer Deal mit der Übernahme von ARM, dem wohl bedeutendsten Halbleiter-Designer weltweit. Damit nicht genug, auch Gilead macht heute Schlagzeilen mit einem 21 Milliarden $ Deal zur Übernahme von Immunomedics.

So oder so: Korrekturen im Markt verlaufen nie gradlinig, sondern immer in Wellen. Ich bleibe daher erst einmal zurückhaltend und mache mir mein Bild, bevor ich wieder in Position gehe.

Heute auf der Agenda:

BioNTech und der amerikanische Partner Pfizer haben am Wochenende bekanntgegeben, dass sie der amerikanischen Gesundheitsbehörde ein erweitertes Protokoll eingereicht haben zur Aufnahme von bis zu 44.000 Teilnehmern für ihre Impfstoffstudie. Ziel der Erweiterung ist es, Jugendliche ab 16 Jahren sowie Menschen mit chronischen, stabilen HIV-, Hepatitis C oder Hepatitis B Infektionen mit einzubeziehen. Wie bereits vorige Woche erwähnt erwarten beide Partner unverändert, dass bis Ende Oktober eine aussagekräftige Analyse der Wirksamkeit ihres geplanten Impfstoffs erwartet wird.

Das kommt an der Börse natürlich gut an, und auch noch zur rechten Zeit, denn somit hält auch der mittelfristige Aufwärtstrend der Aktie. Läuft es wie im Bilderbuch, sollte nun der Anlauf auf die letzte Spitze vom 23. Juli bei ca. 93 Euro stattfinden. BioNTech bleibt ein Kauf.

Auch ein anderes deutsches Biotechnologieunternehmen macht heute Schlagzeilen: Evotec baut die Kooperation mit dem französischen Unternehmen Bioaster Technolotte Research Institut aus. Es geht um eine Partnerschaft für die Erforschung von Infektionskrankheiten im Allgemeinen. Dabei sind die Franzosen gerade im Bereich der Mikrobiologie wohl keine schlechten Partner. Auch das kommt an der Börse gut an, auch wenn die Aktie von Evotec damit noch lange nicht aus der Lethargie erwacht ist. Ich nehme den Wert mal unter Beobachtung, gehe aber noch nicht in Position.

Kurz von der Wall Street:

Nvidia legen um mehr als 6% zu, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, einen anderen Chiphersteller, ARM Holdings, von Softbank zu kaufen. Das Geschäft hat einen Wert von 40 Milliarden Dollar und wird von Nvidia durch eine Kombination aus Bargeld und Stammaktien finanziert. Hier gucken die Engländer in die Röhre, die Japaner machen Kasse und die Amerikaner bauen ihren Vorsprung weiter aus. Nvidia macht unverändert alles richtig, also wird es hier schwer werden mit einer Korrektur. Ruhe bewahren, noch nicht gleich heute kaufen.

Die Aktien von Immunomedics haben sich mehr als verdoppelt, nachdem bekannt wurde, dass das Unternehmen von Gilead für 21 Milliarden Dollar oder 88 Dollar pro Aktie übernommen wird. Der Deal wird voraussichtlich im vierten Quartal 2020 abgeschlossen. Gilead wird 15 Milliarden Dollar in bar für den Krebsmedikamenten-Hersteller zahlen und den Rest durch neu emittierte Schulden finanzieren. Gilead-Aktien fielen um 1,3%. Tja, zur rechten Zeit den richtigen Wert im Depot, das ist der Clou. Klasse, aber damit ist das Thema auch durch.

Oracle springt um 8,7%, nachdem ByteDance das Softwareunternehmen als US-amerikanischen Technologiepartner ausgewählt und das Angebot von Microsoft zum Kauf der US-Aktivitäten von TikTok abgelehnt hatte. Oracle bekommt aber wohl nur die Lizenz für den amerikanischen Markt, einen eigenen Algorithmus zu programmieren und nicht Zugang zu jenem der Chinesen. Spielt keine Rolle, Hauptsache es gibt eine konstruktive Lösung mit einem Gewinner, und der heißt in diesem Fall wohl Oracle. War schon vorher ein Kauf, jetzt noch mehr, obwohl ich noch immer nicht verstehe, warum alle hinter TikTok so her sind und ihr es mir ja auch nicht erklären konntet.

Hindenburg Research erhebt schwere Betrugsvorwürfe gegen den angehenden Elektrotruck-Hersteller Nikola. Die Analyse ist aber alles andere als neutral, da das Unternehmen selbst die Nikola-Aktien leerverkauft hat und damit von Kursverlusten des Papiers profitiert. Nikola hat inzwischen auf den Bericht reagiert und wirft dem Verfasser seinerseits Marktmanipulation vor. Nikola-Chef Trevor Milton setzte zudem eine Reihe wütender Tweets ab. Man habe nichts zu verbergen und werde die Vorwürfe widerlegen. Nikola will auch gerichtlich gegen den Short Seller vorgehen. Die amerikanische Wirecard? Ich hör mich mal um und werde mich später hier dazu äußern.