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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit TUI, Deutsche Lufthansa, Airbus und MTU Aero Engines

Guten Abend,

also wäre ich ein Bär, würde ich langsam etwas nervös werden. Denn egal, wie ich es dreh und wende, die Kurse wollen nach oben. Mit dem zusätzlichen Rückenwind der Stimmungsindikatoren, heute dem ifo-Index und vorige Woche dem Philadelphia Manufacturing Index in den USA, fehlt es mir im Moment an der notwendigen Fantasie, warum die Kurse gerade jetzt, wo die Lockerungen fortschreiten, wieder fallen sollten.

Selbst die neuerliche Eskalation in Hongkong wird daran m. E. nichts ändern. Denn es ist seit dem Rückzug der Briten aus dieser Ecke der Erde hinlänglich bekannt, welches Ziel Peking langfristig dort verfolgt: die Kontrolle über den Finanzplatz Hongkong, vermutlich um damit ein Pendant zur Wall Street, London oder Zürich zu erhalten. Ob dies alles tastsächlich der Bedeutung Hongkong abträglich ist oder nicht, warte ich erst einmal ab. Vielleicht kommt es ja doch ganz anders: Hongkong „fällt“ unter China, wird aber Pekings Gateway für Ost-West-Kapitalmarktgeschäfte und Strömungen.

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Das Hoch vom 30.4. wurde heute erreicht und überschritten und damit ist zumindest ein technisches Signal gegeben. Mit Bayer, MTU, Siemens und Lufthansa als aktuelle Zugpferde ist dies ein guter Wochenbeginn und mit dem Börsenneuling Exasol weht auch etwas frischer Wind über das Parkett. Bei 11.500 Punkte wäre auch das letzte Gap im Absturz vom März geschlossen und rein aus dieser Sichtweise ist die Luft erst einmal rein bis zum alten „Vor-Corona-Hoch“! Es fehlen dafür zwar noch ca. 20%, aber why not?

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Aufgrund des Feiertags „Memorial Day“ fehlt das obige Signal noch. Die April-Hochs sind noch nicht überschritten. Aber „where is Hongkong anyway“? Was für die Amerikaner jetzt zählt, ist die Frage, wie rasch es wieder daheim bergauf geht – alles andere wäre „when and if“ und bremst bestenfalls, dreht aber nicht den Trend. Entscheidend wird der Arbeitsmarkt sein: Wenn im Mai und Juni die beurlaubten Angestellten der tausenden von Kleinbetrieben wieder ihre alte Tätigkeit aufnehmen dürfen und ebenso viele neue Unternehmungen jene ersetzen, die Corona nicht überlebt haben, werden die Märkte das sofort spiegeln. Nicht vergessen: In den USA gibt es keinen Sozialstaat! Jeder muss arbeiten, egal was, egal wie, egal wo.

Heute im Programm standen:

Alles, was mit Luftfahrt zu tun hat, hebt ab: TUI, Lufthansa, Airbus, MTU…

TUI will endlich wieder fliegen. Aber hoffentlich geht es ihnen dann nicht so wie dem Eurowings-Flieger, der am Samstag auf dem Weg nach Sardinien wieder umkehren musste, weil der Flughafen in Olbia noch immer gesperrt war! Wenn so die Lockerung im europäischen Flugverkehr ablaufen wird, dann gute Nacht! Ruft denn vorher keiner an, ob da jemand ist, bevor man einen Flieger in die Luft bringt? Egal, TUI hat den kurzen Abwärtstrend gebrochen und damit steht der Erholung mit Staatshilfe nichts im Weg. Wohin die Reise (Kurs) dann geht? Keine Ahnung, ehrlich, aber 8 Euro sind m. E. drin, wenn auch nur als Spekulation.

Lufthansa: Alles noch sehr wacklig

Lufthansa spürt einen Befreiungsschlag, ich nicht. Ja, ich mag Lufthansa, ist bekannt, aber mit dem Staat im Gepäck bin ich verunsichert. Wahrscheinlich denke ich hier zu oft an die Commerzbank. Könnte ein Fehler sein, aber mir fehlt hier noch die Perspektive, wie der Kranich in post-Corona-Zeiten wann wie Geld verdienen wird. Außerdem fehlt mir das Signal an der Börse: erst ein Sprung über die 9,20 Euro würde mich milder stimmen.

Airbus: Änderungen im Modell-Mix?

Das gilt auch für Airbus. Klar, mehr fliegen bedeutet auch wieder mehr Flieger, aber welche? Lufthansa und Emirates wollen ihre Flotte schrumpfen, andere ziehen mit, und wie viele Maschinen verkauft Airbus dann im Jahr? Das Einzige, was mir gefällt, ist der Umstand, dass womöglich die größeren Maschinen gegen mehr kleinere Typen ausgetauscht werden. Der A380 (mein Lieblingsflieger) ist ja schon „tot“. Also operieren wir wie folgt: Boeing und Airbus bleiben im Depot, weil geflogen wird auch in Zukunft, dann warten wir auf weitere technische Kaufsignale.

MTU bleibt super positioniert

MTU wird indes gewinnen, so oder so. Denn in Zukunft braucht die Flugzeugindustrie noch modernere und effizientere Triebwerke, auch bei alten Maschinen. Da sind die Jungs in München bestens aufgestellt und mithin führend in vielen Bereichen. Mein Kursziel: 240 Euro per 2021. Heute schon mal +7%, also nicht lange fackeln!

Kurz und aktuell von der Wall Street: Nix gibt’s, denn dort ist ja Feiertag!

Schönen Feierabend