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Commerzbank: Stirb Langsam 2.0

Neue Besen kehren gut! So und nicht anders sollte die Reaktion auf dem Parkett bei der Commerzbank gewertet werden. Reicht das aus, um die Aktie langfristig attraktiv zu machen?

Der Rücktritt des Commerzbank-Chefs Martin Zielke kommt zur Unzeit. Zwar ist der Doppeltrücktritt (Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann nimmt konsequenterweise ebenfalls seinen Hut) durchaus nachvollziehbar und sachlich gesehen auch richtig, nur werden damit keine Fragen beantwortet. Das unbefriedigende Abschneiden der Bank und die Tatsache, dass das Institut seit Jahren allein schon seine Kapitalkosten nicht verdienen kann, zeigt, dass das Problem sehr viel tiefer liegt als in einer mangelnden Führung. Denn Fakt ist auch:

Commerzbank ohne Plan

Auch die beste Führung wird nicht imstande sein, für das Geldhaus, wie viele andere auch, ein Geschäftsmodell zu finden, welches sich gegen oder vielmehr mit einer Entwicklung hin zu einem vollständig digitalisierten Banking behaupten kann. Gerade die Corona-Krise hat wieder einmal gezeigt, was Bill Gates schon einmal vor vielen Jahren angekündigt hatte: Banking braucht jeder, Banken hingegen nicht.

Das gilt insbesondere hier in Deutschland. Denn anders als in den USA, wo Geschäftsbanken vom Wertpapierhandel prächtig leben können, liegt dieses hierzulande seit Jahrzehnten brach. Es ist eine kulturelle Frage und keine, welche mit Sparmaßnahmen oder Stellenabbau korrigiert werden kann.

Finanzplatz Deutschland stirbt

Das Wirecard-Fiasko, die zahlreichen Versuche seitens der Sparkassen und Volksbanken, mit digitalen Angeboten und Produkten im Markt zu punkten, oder die geradezu zermürbende Ausgangslage bei der Deutschen Bank zeigen leider: der Finanzplatz Deutschland stirbt gerade einen furchtbar langsamen Tod! Es ist nur die Rede vom Sparen, Stellenabbau und Fillialschließungen und „Neuausrichtung“, ohne aber aufzeigen zu können, wie eine deutsche Bank im Jahre 2030 aussehen soll. Und das geht jetzt schon seit nunmehr 20 Jahren so, denn die Commerzbank hat nie wieder den alten Höchstkurs vom 01.03.2000 bei 355 Euro erreichen können. Bei der Deutschen Bank seit 2007.

Das Banking von morgen gehört den Anbietern von Produkten und Dienstleistungen rund um Ihr Konto. Denn selbst eine ING Bank, welche vieles richtig gemacht hat, kann sich nur schwer gegen die Angebote der neuen Wettbewerber behaupten. Sollten Apple, Google, Amazon, Paypal, Alibaba und andere jemals die Linie hin zum Banking überqueren, ist das Schicksal der alten Geldhäuser besiegelt.

Bitte nur Spielgeld

Fazit: Wer will, kann in der Commerzbank-Aktie ein bisschen Momentumtrading betreiben und mit der (trügerischen) Hoffnung spielen. Aber hier ist weder eine Trendwende noch der Auftakt zum Besseren zu erkennen. Das Geld ist in anderen Aktien besser aufgehoben.