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DAX Schlussbericht: Banger Blick nach USA – Mit Daimler Truck, Hypoport, Stratec, SMA Solar, Singulus, Deutsche Bank und Commerzbank

Der deutsche Aktienmarkt kam am Freitag deutlich unter die Räder. Was in der Hauptsache aus Amerika angestoßen wurde, wo der Zusammenbruch der SVB Financial böse Erinnerungen an die Finanzkrise 2008/2009 hervorrief. Inzwischen wurde die Bank durch die Behörden zwangsweise geschlossen, aber viele befürchten, dass das nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges sein könnte und auch den Technologiesektor erneut in größte Schwierigkeiten stürzen könnte.

Letztlich war es das sprichwörtliche Legen des Fingers in die Wunde, welche Folgen die sehr schnell gestiegenen Zinsen für die Wirtschaft und insbesondere für Fremdkapital-abhängige Sektoren haben werden, was offenbar weit über die Fragestellung nach einer Abkühlung hinausgeht. In diesem Zusammenhang blickt man dieser Tage am deutschen Markt auch wieder deutlich kritischer auf den Immobiliensektor, wo beispielsweise LEG Immobilien mit der Streichung der Dividende für nächstes Jahr ein entsprechendes Fanal setzte.

Unter dem Strich büßte der DAX am Freitag 1,3% ein und schloss bei 15.427,97 Punkten. Das Tagestief lag dabei bei zeitweise fast 15.300 Punkten. Der MDAX verlor 1,6% auf 27.998,63 Punkte, ein Niveau, dass er zuletzt am 12. Januar gesehen hatte. Beim SDAX ging es um 1,5% auf 13.278,53 Punkte abwärts und der TecDAX büßte 0,7% auf 3255,25 Zähler ein.

Aktien im Fokus

Daimler Truck präsentierte sich für das zurückliegende Geschäftsjahr wie auch im Ausblick sehr positiv. So erreichte man eine Umsatzsteigerung im letzten Jahr um 28%, während das bereinigte EBIT sogar deutlich überproportional um 55% auf 3,96 Milliarden Euro zulegen konnte. Damit schaffte Daimler Truck auch die zuletzt im Oktober angehobenen Prognosen. Für das neue Jahr rechnet der Nutzfahrzeug-Hersteller mit einer weiteren Umsatzsteigerung auf 55 bis 57 Milliarden Euro. Und auch die Profitabilität soll deutlich zulegen. Allerdings: Am Ende des Tages verbuchte die Aktie trotzdem einen Abschlag von 4,49%. Marktbeobachter führten dies darauf zurück, dass die Aktie im Vorfeld schon deutlich zugelegt hatte und nun im frisch aufgeheizten Börsenumfeld lieber Gewinne mitgenommen werden.

Diese Verluste waren allerdings noch gar nichts im Vergleich zu Hypoport. Der Berliner Finanzdienstleister musste einen unerwarteten Einbruch bei den Geschäftszahlen hinnehmen, nachdem es im ersten Halbjahr 2022 noch so gut lief wie noch nie. Doch im vierten Quartal verbuchte Hypoport aufgrund der eingebrochenen Nachfrage nach Immobilienkrediten nur noch einen Umsatz von 88 Millionen Euro und damit 27% weniger als im Vorjahr. Dabei wies das Unternehmen dann sogar ein negatives EBIT von 6 Millionen Euro aus. Hier hatte Hypoport im vergangenen Jahr noch gut 14 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften können. Damit wurden auch die schon deutlich zurückgestuften Erwartungen verfehlt. Da davon ausgegangen wird, dass sich die Lage im Immobiliensektor kurzfristig nicht bessern wird, was auch am im Markt als desaströs empfundenen Ausblick abzulesen ist, stürzte die Aktie gestern um 17,2% ab.

Einen Tagesverlust von 13,52% musste Stratec verkraften. Der Medizintechniker hatte für das vergangene Jahr nach vorläufigen Zahlen einen Umsatzrückgang um 4,4% auf knapp 275 Millionen Euro hinzunehmen. Die bereinigte EBIT-Marge lag nur bei 16,4% und damit unter der eigenen Guidance von 16,5 bis 18,5%. Hinzu kam, dass Stratec für das neue Geschäftsjahr nur eine EBIT-Marge von rund 12 bis 14% in Aussicht stellt.

Gab es denn auch Gewinner? Ja, aber nur wenige. Zu denen gehörte beispielsweise SMA Solar. Der Produzent von Wechselrichtern für die Solarindustrie hatte für das vergangene Jahr einen Umsatzzuwachs um 8% melden können. Gleichzeitig konnte das operative Ergebnis auf Basis EBITDA von vormals 8,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 75 Millionen Euro vervielfacht werden. Das brachte dem Unternehmen unter dem Strich auch einen Nettogewinn von 56 Millionen Euro ein nach einem Verlust von 23 Millionen Euro im Vorjahr. Gleichzeitig stellte das Unternehmen für das neue Jahr weitere deutliche Umsatz- und Profitabilitätszuwächse in Aussicht. Das brachte der Aktie gestern ein Plus von 2,21% ein. Am Tag zuvor war die Aktie aber auch schon um 9,68% geklettert.

Ebenfalls zu den Gewinnern und das sogar recht deutlich, gehörte der Maschinenbauer Singulus. Eigentlich gab es zumindest keine offiziellen neuen Nachrichten. Aber hier scheint sich langsam doch im Markt die Meinung herauszubilden, dass die Aktie reif es für einen weiteren Rebound-Schub. Aktuell ist man bei rund 2,46 Euro an der nächsten Widerstandslinie angelangt. Ein Break könnte hier ein weiteres Gewinnpotenzial von über 25% bedeuten. Da scheint es genügend spekulativ aufgestellte Investoren zu geben. Die Aktie jedenfalls konnte gestern um gut 6% zulegen.

Von solchen Gewinnen können die deutschen Bankaktien derzeit nur träumen. Denn sie sind voll in den Sog der SVB-Krise geraten. Das Problem hier ist, dass im Markt noch keiner so wichtig quantifizieren kann, ob die SVB-Pleite nun ein singuläres Ereignis ist oder ob sich hier ein systemisches Risiko gezeigt hat. Im Kern geht es hier insbesondere um die Finanzierung von Startups, was zumindest für den deutschen Markt wohl auch auf das Thema Mittelstand ausgeweitet werden könnte. So büßte die Deutsche Bank gestern 7,35% ein, hatte im Handelsverlauf sogar schon ihre 200-Tage-Linie bei aktuell 10,36 Euro testen müssen. Die Commerzbank verlor immerhin noch 2,6%.