Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Biontech, Pfizer, HelloFresh, Merck, AstraZeneca, Regeneron, Boeing und Eli Lilly
Guten Abend!
Ab dieser Woche dreht sich bis Jahresende für die Märkte alles nur noch um den Impfstoff. Denn die Berichtssaison ist gelaufen, die Zahlen liegen auf dem Tisch, Donald wird bald aus dem Weißen Haus getragen, wir feiern Weihnachten allein unter dem Baum, Sylvester fällt aus – was bleibt da noch anderes übrig, als auf die Zukunft zu setzen?
An dieser Stelle sei erinnert: Die aktuellen Kurse spiegeln diese Zukunft bereits wider, und zwar ca. per April/Mai 2021, also sechs Monate. Bis dahin, so die durchaus nachvollziehbare Annahme, gibt es bereits einen oder mehrere Impfstoffe auf dem Markt und die Bevölkerung teilt sich auf zwischen Impfbefürworter und Gegner. Die Wirtschaft rund um den Globus wird dies in ihre Strategien einbetten, in welcher Form auch immer, und die Bürger dieser Welt werden sich angepasst haben. Im Großen und Ganzen dauerte die Corona-Krise dann 18 Monate, plus minus.
Fazit: Es wird in den kommenden Wochen wichtig werden, fokussiert zu bleiben! Es gilt allein der Blick ins kommende Jahr!
Die aktuelle Lage:
DAX: Vor dem Hintergrund der Impfstoff-Diskussion und der offenkundigen Entspannung, was die politische Ausgangslage in den USA betrifft, wagt der Markt einen neuen Anlauf auf die alten Rekordhöhen. Damit untermauert sich meine technische Einschätzung der letzten Handelstage und die Aussage zu einer Jahresendrally und wenn ich es richtig betrachte, stecken wir eigentlich schon mittendrin!
Wall Street: Irgendwie tun die Amerikaner mir dieser Tage leid. Nicht nur, dass sie einen peinlichen Abgang Donalds und seiner Gefolgsleute ertragen müssen, jetzt müssen sie auch noch zusehen, wie die Chinesen unaufhaltsam ihre Wirtschaftsmacht ausdehnen. Denn wenn es einen wirklichen Krisengewinner gibt, dann ist es Peking! Das schüttet natürlich Öl auf das Feuer der Verschwörungstheoretiker und es wird sehr schwer, dem zu begegnen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping nutzte denn auch im Rahmen des G20-Treffens einmal mehr die Gelegenheit, sich als Anti-Trump zu inszenieren. Er will im Kampf gegen die Pandemie „die Kooperation mit anderen Ländern bei der Forschung, Entwicklung, Produktion und Verteilung von Impfstoffen verstärken“. Der Impfstoff müsse ein „öffentliches Gut“ sein – zugänglich und erschwinglich.
Heute auf der Agenda:
BioNTech und Pfizer könnten bereits in den kommenden Tagen eine Zulassung in Großbritannien erhalten. Die britischen Aufsichtsbehörden stehen wohl kurz davor, mit einer offiziellen Bewertung des Mittels zu beginnen, berichtete der „Telegraph“ am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise. Der Nationale Gesundheitsdienst NHS ist angewiesen worden, sich für eine Verabreichung ab dem 1. Dezember bereitzuhalten. Das Gesundheitsministerium in London äußerte sich nicht dazu, ab wann mit ersten Impfungen begonnen werden könne.
Erst am Freitag hatten die beiden Unternehmen bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt und diese will am 10. Dezember darüber beraten, ob sie grünes Licht für den Impfstoff gibt. Die Frage ist natürlich, zu welchem Preis dieser Impfstoff auf den Markt kommt. Wird er zu teuer, ist das gut für die Firma, aber schlecht für den Absatz und den Eindruck. Wird er günstig, ist es umgekehrt. Das ganze Thema ist mittlerweile so politisch emotional geladen, dass ich mich frage, ob diese Unternehmen wirklich daran so viel verdienen werden wie der Aktienkurs uns glauben schenken will. Ich bezweifle langsam, ob es zielführend ist, den Kursen hinterherzulaufen.
HelloFresh treibt seine Expansion in den USA mit dem Erwerb des Fertiggerichte-Anbieters Factor75 voran. Ziel ist es, durch den Zukauf den Absatzmarkt zu erweitern. HelloFresh legt bis zu 277 Millionen Dollar für eine Firma auf den Tisch, die nach eigenen Angaben mehr Fertigmahlzeiten für Backofen oder Mikrowelle herstellt als jede andere Firma in den USA. Es handelt sich um eine „aufstrebende Kategorie, von der wir glauben, dass sie im Laufe der kommenden Jahre“ zu einem Milliarden-Geschäft heranwachse, sagte US-Chef Uwe Voss. In diesem Jahr wird Factor75 etwa 100 Millionen Dollar umsetzen. Vom Kaufpreis sind rund 100 Millionen Dollar erfolgsabhängig. Mit dem Vollzug der Transaktion wird innerhalb der nächsten Monate gerechnet, teilte HelloFresh mit.
Firmenchef Dominik Richter hatte bereits angekündigt, den Verkauf von Fertiggerichten ins Visier zu nehmen. Im dritten Quartal kletterte der Umsatz dank der Krise um 120 % und inzwischen kommt HelloFresh auf fünf Millionen Kunden in 14 Ländern. Ich habe das vor kurzen selbst einmal getestet und muss eingestehen, dass dieses Konzept überzeugt und m.E. noch jede Menge Potenzial hat. Aktie noch kaufen? Sicher sollte man sie noch immer kaufen, auch wenn sie von der Bewertung her schon sehr ambitioniert ist. Aber diese Story ist noch nicht am Ende, auch nach einer Impfwelle.
Kurz von der Wall Street:
Merck kauft den in Privatbesitz befindlichen Arzneimittelhersteller OncoImmune für 425 Millionen Dollar in bar. OncoImmune ist ein Entwickler von Medikamenten zur Behandlung von Covid-19, Krebs und anderen Krankheiten und sein Impfstoffkandidat hat in einer Studie im Spätstadium vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Wird aber wohl nicht reichen, um die Aktie aus dem Dornröschenschlaf zu wecken! Kein Kauf!
Nach Angaben des Arzneimittelherstellers AstraZeneca war der Impfstoff gegen Covid-19, der in Zusammenarbeit mit der Universität Oxford entwickelt wird, in einer klinischen Studie bis zu 90% wirksam und hatte keine ernsthaften Nebenwirkungen. Die Wirksamkeit reichte je nach Dosierung von 62% bis 90%. Wenn jetzt alle mit der gleichen Wirksamkeit auf den Markt kommen, wo bleibt dann das Alleinstellungsmerkmal? Kein Kauf!
Regeneron erhielt für seinen Covid-19-Antikörpercocktail eine Notfallgenehmigung der Food and Drug Administration für den Einsatz bei Patienten, die nicht im Krankenhaus behandelt werden, aber bei denen das Risiko besteht, eine schwere Krankheit zu entwickeln. Der Chart sagt alles! Kein Kauf!
Laut Patrick Ky, Exekutivdirektor der Sicherheitsbehörde der Europäischen Union, ist der 737 Max-Jet von Boeing sicher zu fliegen. Er sagte vor dem Pariser Luftforum, die Agentur werde das Startverbot für den Jet im Januar aufheben. Seine Bemerkungen folgen, nachdem die deutsche Bundesluftfahrtbehörde in der vergangenen Woche das Flugverbot für den Jet offiziell aufgehoben hat. Das Einzige, was es jetzt noch braucht, ist für die Boeing-Aktie der Break bei 231 Dollar!
Eli Lilly erhielt von Kanada eine vorläufige Genehmigung für seine Covid-19-Antikörper-Behandlung zur Verwendung bei Patienten, die nicht im Krankenhaus behandelt werden, aber bei denen das Risiko einer schweren Krankheit besteht. Auch hier sagt der Chart im Moment alles, oder? Ist im Moment nicht interessant.
Foot Locker wurde bei Piper Sandler von „neutral“ auf „untergewichtig“ herabgestuft, was bedeutet, dass es dem Sportschuh- und Bekleidungshändler aufgrund steigender Coronavirus-Fälle kurzfristig an Sichtbarkeit mangelt. Längerfristig sieht Piper Sandler Foot Locker durch die Bemühungen von Nike um eine direkte Ansprache der Verbraucher unter Druck geraten. Break bei 71,40 nur knapp verpasst, aber das wird schon noch! Kaufen!
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