Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Delivery Hero, Schaeffler, Blackberry, Alibaba, CureVAC, Nvidia, Intel und NIO
Guten Abend,
erschrocken reagieren die Börsen heute auf die zurückhaltenden Äußerungen der Fed betreffend der US-Wirtschaft. Dabei hat sie nichts anderes betont als schon in den vergangenen Sitzungen: dass die Konjunktur zwar auf dem Weg der Besserung ist, aber die Risiken durch die Pandemie nicht endgültig als abgearbeitet angesehen werden können. Die Wall Street reagiert verunsichert – warum?
Schuld daran hat wahrscheinlich Robinhood. Nicht etwa der Held aus Sherwood Forest, sondern die gleichnamige Tradingplattform in den USA, auf der mittlerweile 13 Millionen (!) neue und junge Aktionäre angefangen haben, Aktien zu kaufen und zu traden. Zudem kann via der App kostenlos gehandelt werden. Aber nicht nur mit Aktien, sondern auch mit Optionen!
Das so etwas sehr schnell schiefgehen kann, zeigt ein jüngster Fall auf der Plattform: ein 20-jähriger Robinhood-Trader begann Anfang Juni Selbstmord, nachdem er beim Handeln mit Optionen einen Betrag von minus 730.000 Dollar als Verlust missinterpretierte. Tatsächlich war die Gegenseite des Handels noch nicht ausgeführt, weshalb die App den irreführenden Fehlbetrag auswies. Aktienhandel ist eben nicht Tinder, TikTok oder Insta! So ein alter Hase wie ich wird da langsam aufmerksam, denn wenn ich eins und eins zusammenzähle:
Erstens sind diese Anleger jung (also nehmen sie Risiken anders wahr). Zweitens sind sie unerfahren und neu am Markt (also kennen sie nur diesen Crash und 1987 oder 2000 waren sie noch ein Jucken in der Hose ihres Vaters). Drittens tauschen sie sich untereinander aus (also junge, unerfahrene Anleger/Trader, die ihre Unerfahrenheit teilen). Viertens dürfen sie mit geringen Einsätzen nicht nur Aktien, sondern auch Optionen kaufen (wer schon mal den Film „Margin Call“ gesehen hat, weiß wovon ich rede!). Und fünftens, es gibt eine Reihe von intransparenten Aspekten, was die Plattform betrifft, z.B. unter welchen Methoden die Bid-Ask Kurse zusammenkommen oder wie und wann Orders ausgeführt werden. Auch sind institutionelle Anleger ebenfalls präsent, und da wird es etwas unklar, wie die Trades untereinander berechnet und abgewickelt werden. Ich fasse also mal zusammen:
Junge, unerfahrene, neue und durch soziale Netzwerke verbundene und agierende Anleger sind auf einer etwas intransparenten und neuen Tradingplattform im Markt und ihre Zahl wächst mit jedem Punkt, den die Wall Street zulegt. Kein Wunder, dass Apple, Tesla, Nvidia etc. etc. so rasant zulegen!
Wenn da die Fed da also mal mit ein paar Kommentaren reingrätscht und sich Sorgenfalten (weil die Worte falsch interpretiert werden) auf diese Gesichter legen, dann haben wir hier ein Thema, welches ich beobachten werde. Denn gerade in diesen Zeiten des Wandels ist es besonders wichtig, dass das Geld (und die Aktien) in den richtigen Händen liegen.
War das damals im Neuen Markt nicht auch so, dass jeder Taxifahrer die besten Aktientipps kannte? Oh,oh…
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Auch in Frankfurt reagieren die Kurse etwas erschrocken, aber das liegt wohl eher an der Wall Street als an der Fed. Aber das ganze Sommerloch ist schon ziemlich mühsam, das ist klar. Wie war das noch? Sell in May and go away, but don’t forget to come back in September? Nun, am 8. Juni stand der Index ungefähr dort, wo er heute steht, also so verkehrt wäre es aus Indexbetrachtung nicht gewesen. Allerdings haben zahlreiche Einzelwerte sich komplett anders verhalten, das sollte berücksichtigt werden. Na dann, bis September sind es nur noch neun Handelstage…
Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Der Verlauf der Indices werde ich fortan auch unter den eingangs erwähnten Erkenntnissen betrachten wollen. Mir gefällt das nicht, denn es erklärt die teils überraschenden Kursbewegungen und Ausschläge zu dem einen oder anderen Thema. Der „Break“ im S&P 500 war schon mal keiner, das hatte ich hier gestern ja schon angemerkt. Nun wird es spannend, denn sollten sich die Marktteilnehmer dazu verleiten lassen, ihre März-Gewinne zu sichern, wird es erst einmal abwärts gehen. Technisches Risiko: Dow Jones bis 26.000, S&P 500 bis 3.200 und Nasdaq bis 9.700! Denn einen „Pull-back“ auf die Ausbruchslinie dort hat es seitdem nie gegeben.
Heute auf der Agenda:
Wiredreck fliegt am Montag aus dem DAX, Delivery Hero kommt rein. Ich bin einerseits froh, dass die Münchner rausfliegen, andererseits sehr unzufrieden damit, dass ein Unternehmen in den DAX kommt, welches keine (!) deutschen Kunden hat. Das hat es noch nie gegeben und ich frage mich ernsthaft, was das soll? Die Idee des Index ist es, die deutsche Wirtschaft zu spiegeln! Ich gebe der Deutschen Börse also den dringenden Rat, die Regeln für die Zusammenstellung des Index völlig neu zu definieren. Aber offensichtlich sind die Damen und Herren einfach zu bequem dazu. Interessant: obwohl Delivery Hero in den Index kommt, verharrt die Aktie seit Wochen in einer Seitwärtsbewegung. Wenn Tesla in den S&P 500 aufsteigen soll, explodiert der Kurs. Mir schwant Böses zu diesem Thema…
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler besorgt sich nun auch frisches Kapital durch eine Kapitalerhöhung Das im SDAX notierte Unternehmen lädt seine Aktionäre am 15. September zu einer außerordentlichen Online-Hauptversammlung ein, auf der über die Schaffung von genehmigtem Kapital für bis zu 200 Millionen neue Aktien abgestimmt werden soll. Mit dem neuen Geld will das Management den Umbau des Konzerns weiter vorantreiben und „potentielle Wachstumschancen nutzen“. Geht es nicht etwas genauer bitte? Ein weiteres Ziel der Kapitalerhöhung ist es nämlich wohl, den Streubesitz der Aktie zu erhöhen. Die Börse quittiert dies in dem schwachen Umfeld heute mit -10%, was nicht verwundert. Mein Urteil: Finger weg und abwarten, ob wir nicht noch einmal Kurse unter 5 Euro sehen werden.
Kurz von der Wall Street:
Ein neues Blackberry? Eigentlich war das Aus der Blackberry-Smartphones mit ihrer markanten Tastatur bereits besiegelt – doch im kommenden Jahr soll es ein neues Modell geben! Die texanische Firma OnwardMobility will die Geräte entwickeln und eine Tochter von Foxconn soll sie bauen. Das neue Modell, das auch für den superschnellen 5G-Datenfunk gerüstet sein soll, soll im ersten Halbjahr 2021 in den USA und Europa auf den Markt kommen. Sie sind einfach nicht totzukriegen! Vielleicht gilt das auch für die Aktie, die sich seit 2018 in einem Abwärtstrend bewegt. Comeback? Gewagt! Aber machbar, denn nicht jeder liebt Apple oder Android. Wer etwas Kleingeld übrig hat, kauft sich ein paar Stücke für knapp 5 Dollar und wartet einfach mal ab.
Alibaba – Der in China ansässige E-Commerce-Riese meldete für das erste Quartal des Geschäftsjahres einen besser als erwarteten Gewinn und Umsatz, was durch einen pandemiebedingten Anstieg des Online-Shoppings unterstützt wurde. Alibaba hatte im Juni 874 Millionen aktive mobile Nutzer pro Monat, ein Plus von 28 Millionen gegenüber März. Und da in China schon wieder das Leben weitgehend so abläuft wie vor der Pandemie, bin ich gespannt, wie die Zahlen für Q3 aussehen werden. „BABA“ bleibt für mich erst einmal eine Halteposition.
CureVac befindet sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit der Europäischen Kommission, um Staaten der EU mindestens 225 Millionen Dosen eines potenziellen Covid-19-Impfstoffs zu liefern. Die Betonung liegt auf „potenziell“ und natürlich befinden sich alle in fortgeschrittenen Stadien dieser Gespräche. Aber OK, rechnen wir es durch: 225 Millionen Einheiten werden geliefert, also müsste sich jeder zweite EU-Bürger impfen lassen, was ich schon mal bezweifele. Sagen wir, die Dosen gehen weg für – 3 Euro? Immerhin hatte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot dem französischen Radiosender RTL gesagt, sein Unternehmen plane einen Coronavirus-Impfstoff weltweit zum Selbstkostenpreis auf den Markt zu bringen. Eine Einheit soll demnach für 2,50 Euro verkauft werden. Also 3 mal 250 Mio. sind 750 Mio. Euro. Börsenwert von CureVac derzeit 11 Mrd. Dollar. Und sie werden nicht die Einzigen sein, die Impfstoffe herstellen und verkaufen. Nö, ist mir einfach zu teuer.
Nvidia meldete einen Quartalsgewinn von 2,18 Dollar je Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,97 Dollar je Aktie. Die Einnahmen des Chipherstellers lagen ebenfalls über den Prognosen. Nvidia gab auch einen starken Umsatzausblick für das laufende Quartal bekannt, aber einige Anleger waren von der Leistung des Rechenzentrumsgeschäfts von Nvidia enttäuscht. Unsere Einschätzung dazu haben wir hier bereits gefällt.
Intel kündigte ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 10 Milliarden Dollar an. CEO Bob Swan sagte, die Aktien würden „weit unter unserer inneren Bewertung“ gehandelt. Die Aktien von Intel stehen unter Druck, seit das Unternehmen mit der Umstellung auf die 7-Nanometer-Produktionstechnologie der nächsten Generation etwa ein Jahr im Rückstand war. OK, das passt zu meiner Einschätzung, dass Intel derzeit zum Schnäppchenpreis zu haben ist. Würde sagen: kaufen.
Nio hat einen neuen Batterieleasing-Service für Besitzer von Elektrofahrzeugen eingeführt. Mit dem „Battery as a Service“ -Angebot des in China ansässigen Unternehmens könnten Fahrer ein Elektrofahrzeug kaufen, ohne den Akku, eine der teuersten Komponenten, zu besitzen, und den Preis seiner Fahrzeuge senken. Nio ist und bleibt meine chinesische Tesla-Spekulation und deshalb ist und bleibt das Ding in meinem Depot.
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