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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Thyssenkrupp, Zooplus, Biontech, Pfizer, Boeing und Caterpillar

Guten Abend,

Angela stellt die deutsche Bevölkerung seit Wochen auf harte Zeiten ein und um die Wirtschaft am Laufen zu halten, sollen wir bei steigenden Infektionszahlen auf Geselligkeit und privates Reisen verzichten. Wie schön, dass Weihnachten vor der Tür steht!

Um die Nation nicht vollends in die Depression zu stürzen, soll ein bis zum Frühling entwickelter Impfstoff helfen, die Pandemie hinter uns zu lassen. Heute kommt dazu die passende Nachricht über den Ticker: BioNtech und Pfizer gehen davon aus, dass sie bis Ende Oktober wissen, ob ihr Impfstoffkandidat wirksam ist. In der dritten Novemberwoche könnten genügend Daten zur Sicherheit des Impfstoffes vorliegen und unter der Annahme positiver Daten könnte bald nach Erreichen dieses Sicherheitsmeilensteins eine Notfallgenehmigung in den USA beantragt werden. Alles gut und alles vorbei?

Wenn sich die Politik und die Börse da mal nicht täuschen. Denn Impfstoffe sind kein Allheilmittel und bei aller Euphorie über die Chancen müssen aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht aber auch einige skeptische Anmerkungen gemacht werden. Etwa zu den vielversprechenden mRNA-basierten Impfstoffen, von denen man hört, dass sie in den großen klinischen Studien gute Resultate abliefern. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese potenziellen Impfstoffe zwar in größeren Mengen herstellbar sind, ihr Transport jedoch erhebliche Probleme erzeugen würde, da sie auf –70 Grad gekühlt sein müssen. Den Verkehr von der Produktion zum Patienten zu gewährleisten, ist also eine enorme logistische Aufgabe.

Wie schwer es ist, unter dem derzeitigen Druck einen Corona-Impfstoff auch mit konventionellen Ansätzen zu entwickeln, zeigt diese Tage der Fall Johnson & Johnson. Der US-Konzern ist nach AstraZeneca das zweite Unternehmen, das seine Versuche unterbrechen muss. Wird also vielleicht doch noch etwas dauern.

Und wir sollten auch nicht vergessen, dass die Geschichte der Impfstoffentwicklung gepflastert ist mit Fehlschlägen und Enttäuschungen. Nur ein Beispiel: Vor einigen Jahren arbeiteten Forscher daran, eine Impfung gegen Alzheimer zu entwickeln. Wegen teils lebensbedrohlicher Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute mussten die Studien abgebrochen werden. Bis heute ist die Alzheimer-Impfung Zukunftsmusik. Auch gegen Hepatitis C und HIV gibt es bis heute keine Impfung.

Fazit: Auch das „worst-case scenario“, dass wir keinen wirklichen Impfstoff gegen Covid-19 finden werden, ist noch denkbar. Im besten Fall werden Impfstoffe eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Pandemie spielen, aber sie sind noch lange nicht die Game-Changer, die sich Politiker von ihnen erhoffen.

Die aktuelle Lage:

DAX: Das Bild kann sollte unverändert allein aus technischer Sicht gesehen werden. Schon gestern wurden wichtige Unterstützungen durchbrochen, unter anderem auch die 55-Tageslinie, die den mittelfristigen Trend vorgibt. Diese Linie liegt aktuell bei 12.907 Punkten. Aus dieser Unterstützung ist nun ein Widerstand geworden, den es zu überwinden gilt.  Dazu passt die neue aufgerissene Abwärtskurslücke, deren oberes Ende bei 12.975 Punkten liegt. Solche Abwärtskurslücken entstehen, wenn der tiefste Punkt eines Handelstags über der höchsten Notierung des Folgetags liegt und gemäß der Chartanalyse gilt dies als wichtiger Widerstand. Im konkreten Fall wäre dieser überwunden, wenn der DAX über 12.975 Punkte klettern würde. Im Bereich von 12.500 liegt zudem eine wichtige Unterstützung, bei 12.540 Zählern das Tief dieser Korrektur seit Anfang September. Ergo: Würden auch diese beiden Marken durchbrochen, könnte es doch noch zum Test der um 12.160 Punkte verlaufenden 200-Tage-Linie kommen.

Wall Street: Auf den Amerikaner ist eben doch immer Verlass! Die Konsumlust der Amis hält auch im Juli an wie die Einzelhandelsumsätze zeigen: plus 1,2 % nach plus 8,4 % im Vormonat trotz der ganzen Infektionsdaten. Die Einzelhandelsumsätze zeigten im Juli also Anzeichen einer Verlangsamung, aber dennoch darf getrost davon ausgegangen werden, dass die Verbraucherausgaben im dritten Quartal robust ausfallen werden, selbst wenn wir auch im August etwas an Schwung verlieren.

Heute auf der Agenda:

Viele Fragezeichen und wenige Antworten bei ThyssenKrupp. Die einstige Kernsparte des Ruhrkonzerns ist drauf und dran, sang- und klanglos verkauft zu werden da der britische Konkurrent Liberty Steel heute ein Übernahmeangebot für Thyssenkrupp Steel Europe vorgelegt hat und so zum zweitgrößten europäischen Stahlkonzern aufsteigen will. Aber ist das wirklich eine Lösung für das angeschlagene Stahlgeschäft?

Die angezählten Essener kündigten an, die Offerte zu prüfen, wollen aber auch mit anderen Interessenten Gespräche führen, zum Beispiel mit SSAB aus Schweden, der chinesischen Baosteel oder Tata Steel Europe. Eines muss ich der Konzernchefin Martina Merz lassen: Sie hat Mut! Denn alle ihre Vorgänger hatten den Konzern noch als treibende Kraft in einer erwarteten Stahl-Konsolidierung gesehen. Und jetzt wird es, wie immer in Deutschland, ganz schnell politisch. Denn bei den Arbeitnehmervertretern stieß der Vorstoß Libertys umgehend auf Ablehnung, denn bei einem Verkauf des Stahlgeschäfts droht die Zerschlagung von Thyssenkrupp Steel Europe und der Verlust der Arbeitsplätze.

Also wird jetzt ganz schnell der Laschet angerufen, er möge doch bitte den Laden kaufen oder zumindest mit Liquidität versorgen. Aber Armin versprach den Stahlkochern lediglich Unterstützung und nicht den erhofften Einstieg des Landes oder des Bundes. Was tun? Nix!! Was hier passiert, ist nichts anderes als der schleichende Tot. Es sei denn, Frau Merz kann dem Konzern eine neue Perspektive und eine Story verpassen, aber diese ist nicht in Sicht. Zwar traue ich es ihr zu, aber Worte sind das Eine, Taten und Erfolge das Andere. Also Finger weg und kauft lieber jene Werte, bei denen alles stimmig ist. Zum Beispiel:

Zooplus! Seit dem Lockdown haben mehr Haushalte Tiere, und Zooplus ist ein klarer Krisengewinner (neben den Tieren, die jetzt alle ein Zuhause haben). Zooplus konnte im dritten Quartal den Umsatz in den ersten neun Monaten um ca. 1,3 Mrd. Euro steigern, im Vergleichszeitraum 2019 waren es noch 1,1 Mrd. Euro. Gleichzeitig erwartet Zooplus ein EBITDA im Bereich von 50 Mio. Euro nach 6,7 Mio. Euro in den ersten neun Monaten 2019! Und nachdem schon im Juli die Umsatzprognose auf 1,77 Mrd. Euro angehoben wurde, wird nun ein Jahresumsatz von 1,8 Mrd. Euro und ein EBITDA von 50 bis 65 Mio. Euro erwartet. Die vollständigen Zahlen gibt es am 17. November.

Fazit: Abwarten bis 165 Euro überschritten sind, dann zugreifen. Erstes Kursziel sind 200 Euro bis Weihnachten, dann sehen wir weiter.

Kurz von der Wall Street:

Pfizer, BioNTech – Der Vorsitzende und CEO von Pfizer, Albert Bourla, sagte, der von den beiden Arzneimittelherstellern entwickelte Impfstoffkandidat könne bis Ende November für einen Antrag auf Genehmigung zur Verwendung im Notfall bereit sein. Laut Ugur Sahin, CEO von BioNTech, erweitern Pfizer und BioNTech die Produktionskapazitäten für ihren experimentellen Coronavirus-Impfstoff. Beide Unternehmen haben angekündigt, dass sie in der Lage sein werden, die Dosen, die sie bereits vereinbart haben, an Regierungen auf der ganzen Welt zu liefern, aber Sahin sagte, es werde einen „Kampf“ geben, um sie weiter zu liefern. OK, wie schon oben beschreiben liest sich das vielversprechend, aber ich glaube nicht, dass es so einfach wird. Da ich aber beide Aktien bereits besitze, heißt es heute nur „halten“.

Die 737 Max von Boeing ist laut Europas führender Luftfahrtbehörde sicher genug, um wieder in Dienst gestellt zu werden. Der Exekutivdirektor der Flugsicherheitsagentur der Europäischen Union, Patrick Ky, sagte Bloomberg in einem Interview, dass die Agentur erwartet, nächsten Monat einen Entwurf für eine Lufttüchtigkeitsrichtlinie herauszugeben. Aha! Endlich doch wieder Bewegung! Das macht Hoffnung und mich erwischt es kalt, denn ich hatte Boeing schon rausgeworfen. Jetzt wieder rein? Noch nicht, denn Boeing ist mehr als 737 Max und mich interessiert das gesamte Bild. Ich warte ab.

Caterpillar – Wells Fargo hat den Hersteller von Schwermaschinen von „neutral“ auf „übergewichten“ gestellt, in Erwartung einer erheblichen Ergebnisverbesserung ab 2021. Dem stimme ich zu, denn wie wir schon an anderer Stelle geschrieben hatten, ist Caterpillar eine klare Konjunkturwette mit hohem Potenzial! Jetzt kommt es darauf an: Break oder Double-Top? Ich rechne mit Break! Dann kaufen!