Last Call! – Der Marktbericht: Mit Bayer, BioNTech, Zoom, Tesla, Nio und Nikola
Guten Morgen,
die aktuelle Ausgangslage für die Märkte könnte nicht entspannter sein. Das ist vor dem Hintergrund des Jahresverlaufs eine recht ungewohnte Situation, an die man sich erst noch einmal gewöhnen muss. Es fühlt sich fast an wie die alte Normalität. Und in gewisser Weise ist es das auch.
Denn aufgrund der dünnen aktuellen Nachrichtenlage wirken die Märkte ein bisschen orientierungslos. Die Kurse wollen zwar nach oben, aber es fehlt der nötige Schwung und die zündende Meldung. Der Umstand, dass es in baldiger Zukunft einen Impfstoff geben wird, ist mittlerweile an den Börsen angekommen und schon verdaut und so mancher fragt sich jetzt nur noch, wie denn eine geimpfte Welt aussieht. Dabei liegen die Antworten schon lange auf dem Tisch: Das Virus hat uns in vielerlei Hinsicht wachgerüttelt und unsere Sinne und Aufmerksamkeit geschärft. Es ist diese neue Wachsamkeit, die dafür sorgen wird, dass die neu entstandenen Trends nicht an Dynamik verlieren werden.
Dieses Fundament ist meines Erachtens schon fast perfekt für einen Auftakt für 2021. Natürlich bin ich nicht der einzige, der für das kommende Jahr einen positiven Börsenverlauf erwartet, aber es gibt mir im Kern mehr um die Akzente in den einzelnen Sektoren.
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Die aktuelle Lage:
DAX: Die technische Ausgangslage des Index ist unverändert positiv, wenn auch etwas langsamer als ich es erwartet hatte. Es fühlt sich fast so an, als könnten die Märkte ihr Glück kaum glauben. Die Pandemie soll wirklich bald vorbei sein? Das vorsichtige Herantasten an die Antwort auf diese Frage ist ein gutes Zeichen, denn es belegt, dass wir nicht Hals über Kopf in die Euphorie verfallen. Steigende Kurse ja, aber bitte in gemäßigten Schritten!
Wall Street: War der November schon der stärkste November seit 1987, stellen sich in New York nun alle die Frage, wie denn nun der Dezember bzw. eine Weihnachtsrallye ausfallen wird. Da derzeit keine nennenswerten Risiken am Horizont zu erkennen sind und auch in den USA die Erwartung gilt, dass die Pandemie über den Winter den Zenit überschritten haben wird, schauen die Akteure nun weit in das kommende Jahr hinein. Wer sich einmal die Mühe macht, die amerikanischen Marktkommentare zu lesen und den einen oder anderen Kontakt zu pflegen wird feststellen, dass die Amerikaner sich aufstellen, um mit Schwung ins neue Jahr zu starten. Auch hier macht es den Anschein, als könnten die Märkte ihr Glück (Donald ist weg!) kaum fassen.
Heute auf der Agenda:
Bayer wird die Vergangenheit nicht los. Die im Juni im Rahmen eines großen Vergleichspakets mit US-Klägern vereinbarte Einigung wegen angeblich mit der Chemikalie PCB verseuchten Gewässern wurde vom zuständigen Bundesbezirksgericht in Los Angeles erneut zurückgewiesen. Damit kann Bayer eine weitere rechtliche Baustelle in den USA nicht wie erhofft schließen. Der zuständige Richter weigerte sich, dem Kompromiss der Streitparteien zuzustimmen und kritisierte unter anderem, dass die vereinbarten Entschädigungszahlungen bescheiden und die Bestimmungen bei künftigen Haftungsfragen wage seien. Das Gericht räumt Bayer nun bis Jahresende die Zeit ein, den Vergleichsentwurf zu überarbeiten. Für die Aktie ist das wie eine Fußfessel und mitunter ein Grund, warum Bayer im DAX zu den Underperformern zählt. Ich mag Bayer zwar, aber solange die Märkte kein Vertrauen in die unmittelbare Perspektive haben, ist ein Kauf der Aktie nicht zwingend erforderlich. Augenblicklich gibt es einfach anderswo interessantere Chancen.
BioNTech und Pfizer haben nach Moderna ebenfalls die Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU beantragt. Mit einer Zustimmung wird noch in diesem Jahr gerechnet. Die Biotechnologietitel laufen entsprechend heiß, aber ich warne davor, alles auf wenige Karten zu setzen! Interessanter ist nämlich der Kauf jener Branchen und Sektoren, die unmittelbar beziehungsweise direkt von einer Impfwelle profitieren werden. Das hatte ich an dieser Stelle bereits schon einmal kommentiert und werde auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass es sinnvoller ist, unterbewertete Kellerkinder zu kaufen anstatt überbewertete Pharmatitel. Zwar bleibt das Thema Gesundheit auch für das kommende Jahr ein wichtiges Trendthema, aber dieser Sektor besteht aus weit mehr Aktien als die Impfstoffkandidaten. Also bitte auf die Selektion achten! Kaufe ich BioNTech oder Moderna? Nein, denn ich habe sie schon und auf dem aktuellen Niveau kaufe ich auch nicht mehr zu.
Kurz von der Wall Street:
Zoom fiel um 15,1%, da Investoren Anzeichen verdauen, dass sich das explosive Wachstum des Videokonferenzunternehmens in diesem Jahr verlangsamen könnte. Die Einnahmen von Zoom stiegen im dritten Quartal auf Jahresbasis um 367%, verglichen mit einer Wachstumsrate von 355 % im vorangegangenen Quartal und 169 % vor zwei Quartalen. Das Unternehmen meldete Gewinne und Quartalsaussichten, welche die Erwartungen der Analysten übertrafen, aber vor dem Hintergrund, dass der Titel in diesem Jahr um mehr als 500% gestiegen war, liegt die Latte hoch! Sell on good news heisst es nun. Kein Kauf, kein Verkauf, sondern bitte nur halten und die Bäckchen anspannen.
Tesla steigt um 3%, nachdem S&P ein Update veröffentlichte, wie die Aktie in den S&P 500 aufgenommen werden soll. Nach Beratung durch die Anlegergemeinschaft sagte der Indexanbieter, dass Tesla noch vor der Eröffnungsglocke am 21. Dezember auf einen Schlag in die Benchmark aufgenommen wird. Ihr kennt ja meine Meinung zu Tesla, oder?
Nikola rutschte um weitere 14,9% ab, aufbauend auf dem 27%igen Rückgang vom Montag, nach einem Update zu Nikolas Vereinbarung mit GM. Die beiden Unternehmen kündigten am Montag eine überarbeitete und kleinere Vereinbarung an. GM wird sich nicht länger an Nikola beteiligen und auch nicht das Fahrzeug Badger des Start-ups bauen. Nikola sagte, dass es zuvor eingereichte Auftragsanzahlungen für den Badger zurückerstatten wird. Was Nikola nicht sagt: Wir haben keinen Plan und schon gar keinen Pick-up Truck oder LKW. Kein Kauf, das Ding blutet aus.
Nio rutschte ebenfalls um glatte 10,2% ab, nachdem die Firma die letzten Auslieferungszahlen gemeldet hatte. Nio sagte, es habe im November 5.921 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Monatsrekord für das Unternehmen. Die Zahl ist ein Anstieg von 109% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres und eine Zunahme von mehr als 800 Fahrzeugen im Vergleich zum Oktober. Das Unternehmen gab auch an, dass es den Ausbau seiner Produktionskapazität beschleunigt, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. So ähnlich lief es auch 2008 mit Tesla. Abwarten, bis der Kurs sich fängt, dann kaufen.
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