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Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Evotec, Disney, Johnson & Johnson, JP Morgan, Beyond Meat und Royal Caribbean

Guten Abend,

mit dem Beginn der Berichtsaison für das dritte Quartal erfolgt die erste Weichenstellung für den Verlauf der Märkte bis zum Jahresende. Wir alle wissen: es ist nicht die Vergangenheit, welche uns interessiert, sondern die Ausblicke der Unternehmensführungen vor dem Hintergrund der anhaltenden Sorgen, welche die steigenden Infektionszahlen bereiten.

Das eine ist die Geräuschkulisse, das andere sind die Fakten. Dass die Infektionen wie jedes Jahr im Herbst anziehen, egal um welchen Virus es sich handelt, ist dabei nun wirklich keine Überraschung, zumal Covid-19 auch nichts anderes ist als ein mutierter Grippevirus. Und wer glaubt, dass dieser durch lokale Lockdowns, Restriktionen bei Reise und Privat aufzuhalten ist, wird enttäuscht werden. Ich vermute eher, dass uns dieses Thema bis in den Frühling begleiten wird und ich würde mich auch nicht wundern, wenn die Infektionszahlen sogar höher klettern als zu Beginn der Pandemie! Aber solange die Sterbefälle nicht ebenfalls in die Höhe schießen, wovon auszugehen ist, werden wir mit dieser Geschichte leben können, wollen und müssen. Es ist nicht das Virus, welches uns so sehr beschäftigt, sondern die Angst davor.

Diese spiegelte sich auch heute im ZEW Indikator wider. Das überraschende Abrutschen um 21 auf 56 Punkte, wo Analysten lediglich mit einem Rückgang auf 72 Punkte gerechnet hatten, spiegelt die Gefühlslage und die Emotionen. Beides hat kein Bestand, denn es sind Schreckmomente, welche eben durch die recht oberflächliche und zutiefst verwirrende Berichterstattung über den Verlauf der Pandemie hervorgerufen wurden. Das Chaos über Verbote, Restriktionen, Konsequenzen, Ansichten und Erwartungen ist derart unübersichtlich, dass ich der Meinung bin, dass mittlerweile jeder einfach nur das tut, was er für richtig hält. In anderen Worten: Corona ist zum Alltag geworden. Nur die Politik hat dies noch nicht begriffen.

Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Es zeigt sich mit jedem Quartal, dass sämtliche Unternehmen – groß und klein – und sämtliche Sektoren im Anpassungsprozess an die gegenwärtige Situation gut vorangekommen sind. Dies wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen und die Börse wird dies richtig antizipieren. Auf die Selektion kommt es eben an und genau dort liegt auch die Herausforderung für die kommenden Wochen.

Die aktuelle Lage:

DAX: Der Umstand, dass Frankfurt auf den ZEW-Schreck so gut wie gar nicht reagiert verdeutlicht, dass das Parkett gedanklich schon wesentlich weiter ist als das, was täglich über die Pandemie zirkuliert. Das hatte sicher schon in den vergangenen Wochen immer wieder gezeigt: steigende Kurse trotz steigender Infektionen. Ob dies so bleibt, werden wir abwarten müssen, aber ich bleibe dabei: die Börse befindet sich bereits im Frühling des kommenden Jahres. Allerdings räume ich auch ein, dass mir die Markttechnik im DAX noch nicht ganz gefällt. Ich hatte diese Grafik ja schon einmal gezeigt.

Die langgezogene Topbildung des Index setzt sich fort und solange diese nicht verlassen wird, kann noch nicht von einer endgültigen Entwarnung gesprochen werden. Gut möglich, dass die Berichtssaison hier eine Entscheidung provoziert.

Wall Street: Mit den besser als erwartet ausgefallenen Quartalsergebnissen bei JP Morgan Chase und Citigroup bestätigen sich die positiven Erwartungen an die Zahlenflut, die in den kommenden Tagen über uns hereinprasselt. Zudem steht am Abend Apple auf der Agenda und ich bin sicher, dass das neue 5G iPhone nicht nur die Erwartungen übertreffen, sondern auch für eine grundsätzlich gute Stimmung sorgen wird. Tatsächlich stehen bei Apple alle Ampeln wieder auf Grün, denn der mittelfristige Aufwärtstrend hat gehalten und das ganze Spiel dürfte nun wieder von vorne losgehen. Apple – by the way – ist wieder ein Kauf!

Heute auf der Agenda:

Evotec besorgt sich über eine Kapitalerhöhung frisches Geld und holt damit den Staatsfonds von Abu Dhabi als neuen Großaktionär an Bord. Bei der Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht werden knapp 11,48 Millionen Aktien ausgegeben und auf diesem Weg 250 Millionen Euro erlöst. Im Rahmen der Privatplatzierung wird der Staatsfond (Mubadala Investment Company) 200 Millionen Euro investieren, was einer Beteiligung von etwa 5,6 % entspricht. Den Rest sichert sich Novo Holdings A/S, die dadurch weiterhin einen Anteil an Evotec von etwa 11,0 % hält. Die neuen Aktien werden zu einem Bezugspreis von 21,7802 Euro pro Aktie ausgegeben und liegen damit rund 3,4 % unter dem aktuellen Kurs. Solange Evotec mir garantiert, dass der Erlös für Investitionen verwendet wird, bin ich dabei. Das technische Bild der Aktie ist zwar noch unklar, aber ich rate hier zum Kauf.

Kurz von der Wall Street:

Disney passt inmitten der Corona-Krise seine Konzernstruktur an, um sich künftig stärker auf das Streaming auszurichten. Die Neuaufstellung bündelt das TV- und Filmgeschäft mit den Online-Videodiensten in der neuen Sparte „Media and Entertainment Distribution“. Der Umbau soll das Medien- und Werbegeschäft besser mit den Online-Services verknüpfen und Inhalte zugänglicher für die Streaming-Plattformen machen. So wird vor allem der im November 2019 gestartete Netflix-Konkurrent Disney+ in der Konzernhierarchie nach vorne gerückt, aber auch die anderen On-Demand-Video-Dienste wie ESPN+ und Hulu. Aussage: In Zukunft liegt der „vorrangige Fokus“ auf den Streaming-Services. Wie schon geschrieben:  Trend hat gehalten, die Aktie ist ein klarer 2021er Favorit!

Johnson & Johnson meldete einen bereinigten Quartalsgewinn von 2,20 Dollar je Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,98 Dollar. Der Umsatz lag ebenfalls über dem Konsens. Johnson & Johnson sagte, dass eine schneller als erwartete Erholung der Verfahren mit seinen Medizinprodukten zu den positiven Faktoren während des Quartals gehörte, zusätzlich zu der höheren Nachfrage nach seinen Krebsmedikamenten. Unabhängig davon unterbrach J&J eine klinische Studie mit seinem COVID-19-Impfstoffkandidaten aufgrund einer ungeklärten Krankheit, an der ein Teilnehmer der Studie litt. Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist der Ausbruch oberhalb von 156 Dollar!

BlackRock verdiente im dritten Quartal bereinigte 9,22 Dollar je Aktie und lag damit weit über der Konsensschätzung von 7,80 Dollar. Die Einnahmen des weltweit größten Vermögensverwalters lagen ebenfalls über den Prognosen der Wall Street. BlackRock verzeichnete im Quartal auch Zuflüsse in Höhe von 129 Milliarden Dollar, wobei das Renten- und Cash-Management extrem stark war. Die Jungs wissen, was sie tun und nach dem Break ist der Weg frei. Nicht jedermanns Geschmack, aber wer sein Depot um einen guten Finanzwert ergänzen möchte, ist hier gut bedient.

JPMorgan Chase meldete im dritten Quartal einen Gewinn von 2,92 Dollar je Aktie, verglichen mit einer Konsensschätzung von 2,23 Dollar, wobei der Umsatz ebenfalls über den Prognosen lag. JPMorgan Chase stellte außerdem 611 Millionen Dollar für mögliche Kreditverluste während des Quartals zur Verfügung, weniger als von den Wall-Street-Analysten vorhergesagt. Der gute Jamie hat seinen Laden wirklich im Griff und für mich ist er einer der besten Banker, den die Welt derzeit hat. Die Börse bleibt skeptisch, aber ich halte JPM neben American Express für extrem unterbewertet. Wer etwas Geduld mitbringt, sollte einsteigen.

Royal Caribbean kündigte zwecks Liquiditätsbeschaffung ein Angebot von 500 Millionen Dollar an Stammaktien sowie 500 Millionen Dollar an vorrangigen Wandelanleihen an. Damit wird der Betrieb sichergestellt, während die Kreuzfahrtschiffe noch immer warten, auslaufen zu dürfen. An der Nachfrage wird es nicht scheitern, denn alle Redereien berichten von hohen Buchungen für 2021 und 2022. Hatte ich schon erwähnt, dass 2021 das Jahr des Reisens wird?

Beyond Meat wurde von Bernstein auf „Underperform“ herabgestuft, da die Bewertung der Aktie nach ihrem jüngsten Anstieg „gestreckt“ wurde. Bernstein sagt, dass die jüngsten Entwicklungen inkrementell positiv sind und dass die längerfristigen Aussichten immer noch solide sind. Papperlapapp, Break ist Break!