Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Nel ASA, Apple, Urban Outfitters, Teva, HP, Carnival und Intuit
Guten Abend,
die Wall Street gibt den Takt vor, doch der DAX hadert mit dem Mitziehen. Aus gutem Grund, denn auch wenn wir uns über technische Kaufsignale im S&P500 freuen, missfällt der Umstand das es an Marktbreite fehlt. Je größer die Differenz zwischen den Gewinnern und den Nachzüglern, desto anfälliger wird der Markt für eine Korrektur.
Die Herausforderung liegt im Timing. Denn selten wie nie hat der Markt mit so viel Unsicherheit zu kämpfen wie es derzeit der Fall ist. Die gestern veröffentlichten Daten in den USA zeigen, dass das Verbrauchervertrauen in den USA im August auf ein mehr als sechsjähriges Tief gesunken ist, da Bedenken hinsichtlich der Arbeitsmarktaussichten bestehen. Für die Lage in den USA ist diese besonders wichtig, denn wir alle wissen: die amerikanische Wirtschaft hängt zu über 70% vom Verbraucher und seine Stimmung ab.
Wenn die Indices also steigen während die selben Markteilnehmer aber der Auffassung sind, das die Lage sich nicht ausreichend verbessert, frage ich mich wer denn da kauft?
Die Profis sind es wohl nur zum Teil, denn sie wollen einerseits nicht ewig hinterlaufen, bleiben aber andererseits eher zurückhaltend und verschießen ihr Pulver nicht bevor der Wahlkampf in die heiße Phase läuft. Zudem haben diese Marktteilnehmer die Sorge das zahlreiche Titel einfach zu schnell gelaufen und nun zu teuer sind.
Die Privatanleger teilen sich in zwei Gruppen auf: die vorsichtigen Trendanleger und die mutigen Momentumanleger. Es ist jetzt gerade die zweite Gruppe welche die Kurse anschiebt, und das bedeutet: sie werden aber auch als erste wieder Kasse machen, wenn die Stimmung kippt. Der kluge Investor macht also beides:
Er fährt den Zug solange er mit Vollgas unterwegs ist (ich hoffe ihr seid alle in irgendeiner Weise dabei und genießt die steigenden Kurse), aber er hält sich bereit abzuspringen wenn es am Horizont nach einer Klippe aussieht! Und ich verspreche euch: eine Klippe wird kommen!
Denn nur Trends mit regelmäßigen Korrekturen sind gesunde Trends. Im S&P 500 war die letzte im Juni. Meine Prognose daher: Der Break im S&P500 ist erfolgt, nun kommen die Anschlusskäufe die noch eine Weile andauern können. Dann kommt die Korrektur welche mindestens bis auf die aktuelle Breaklinie reicht. Wir nennen das einen „pull-back“. Hält die Breaklinie, ist alles OK.
Hält sie nicht, dann raus!
Die Lage auf einen Blick:
DAX: Der DAX würde sicher gern dem S&P 500 folgen, aber es fehlt an Zuversicht. Das ist unter den aktuellen Bedingungen an der Wall Street ein gutes Zeichen, denn ich habe lieber eine Situation in der ich mich vorsichtig aus der Deckung wage, als eine Lage in der ich vor lauter Euphorie vergesse, wer ich bin. Denn anders als an der Wall Street, hat der DAX die notwendige Marktbreite. Allerdings wird ihm das auch nix nutzen, wenn es an der Wall Street etwas scheppert.
Dow Jones, S&P500 und Nasdaq: Indexneuling Salesforce gibt diese Tage den Ton im Dow Jones an nachdem die Superzahlen den Kurs mächtig anschieben, heute +26%! Ich kann mich in 32 Jahren Börsenerfahrung nicht daran erinnern wann ein „Blue Chip“ (so heißen die Dow Jones Aktien üblicherweise) so einen Sprung an den Tag gelegt hat! Nasdaq und S&P 500 beschleunigen im Momentum ebenfalls, und das gefällt mir nicht wirklich. Wie oben schon gesagt, Break ist Break und nun gilt es wachsam zu bleiben!
Morgen wird die Federal Reserve ihr jährliches geldpolitisches Symposium abhalten und die Wall Street wird auf weitere Impulse suchen wohin sich die Wirtschaft bewegt. Anleger werden insbesondere nach Powells Kommentaren zur Inflation und ihren Auswirkungen auf den Dollar suchen.
Heute auf der Agenda:
Auch diesseits des Atlantiks mehren sich die Zeichen einer Euphorie. So hat Nel ASA heute die Zahlen zum zweiten Quartal 2020 veröffentlicht und die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Ein Umsatzplus von 21 % ist schon sehr gut in diesen Zeiten, aber: noch immer schreibt der Wasserstoff-Favorit einen Verlust. Und mit einem Quartalsumsatz von ca. 14 Mio. Euro und einer Marktkapitalisierung von mittlerweile 2,8 Milliarden Euro ist Nel-ASA alles andere als günstig! Im Gegenteil: es ist schon verdammt viel Wachstum eingepreist, und ich bezweifele das sich das auf Dauer halten wird. Mein dringender Rat auch hier: klar, mitfahren, aber bitte mit einem trailing Stoppkurs! Wir sind doch alle lange genug im Markt um zu wissen wie so etwas läuft, oder?
Kurz von der Wall Street:
Das Researchhaus Wedbush erhöhte sein Kursziel für Apple von 515 Dollar auf 600 Dollar, da erwartet wird, dass das iPhone 12 einen „Supercycle“ auslößt. Was das jetzt im Detail bedeuten soll ist mir schleierhaft, aber ich vermute das es nur eine dramatische Rechtfertigung für das Rating ist. Klar ist für mich: je mehr Analysten ihr Rating bei Apple erhöhen, desto vorsichtiger werde ich! Mit 2 Bllionen Börsenwert sind hier schon viele Jahre Wachstum ein gepreist! Halten, absichern, aber nicht mehr kaufen!
Urban Outfitters überraschte die Analysten mit einem Gewinn von 35 Cent pro Aktie für das letzte Quartal, verglichen mit den Erwartungen eines Verlusts von 40 Cent pro Aktie. Der Bekleidungshändler verzeichnete trotz eines Rückgangs des Umsatzes mit vergleichbaren Geschäften um 13% einen besser als erwarteten Umsatz und profitierte von einem Anstieg des digitalen Umsatzes aufgrund von pandemiebedingten Ladenschließungen. Sehr spannender Nachzügler! Wer Apple hat, verkauft einen Teil und schichtet hier um!
Das Justizministerium beschuldigte den Arzneimittelhersteller Teva Pharmaceutical, sich mit anderen Pharmaunternehmen abgesprochen zu haben, die Preise für Generika zu erhöhen. Reuters berichtet, dass die Anklage erhoben wurde, nachdem Teva eine Einigung abgelehnt hatte, die es erforderlich gemacht hätte, Fehlverhalten zuzugeben und eine Strafe zu zahlen. Teva sagte, sie lehne die Anschuldigungen entschieden ab und werde sich vor Gericht energisch verteidigen. Und tschüss! Da bin ich sofort raus!
Hewlett Packard Enterprise meldete einen Quartalsgewinn von 32 Cent pro Aktie, 9 Cent pro Aktie über den Schätzungen. Die Einnahmen übertrafen auch die Prognosen der Wall Street. Das Unternehmen für Unternehmenscomputer gab zudem eine besser als erwartete Prognose für das laufende Quartal und das Gesamtjahr ab. Das reicht mir noch nicht, zu dünn. Kein Kauf!
Die Princess Cruises-Einheit von Carnival Cruise stornierte die für Anfang 2021 geplanten Kreuzfahrten für zwei ihrer Schiffe, die Island Princess und die Pacific Princess, unter Berufung auf Einschränkungen im Zusammenhang mit Covid-19. Dies geschieht einen Tag, nachdem die Marke Cunard von Carnival die Stornierungen für die Kreuzfahrten dieser Linie bis Mitte Mai 2021 verlängert hat. OK, das wird langsam echt mühsam, aber ich halte durch!
Intuit meldete einen Quartalsgewinn von 1,81 Dollar je Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 1,05 Dollar je Aktie. Der Umsatz des Finanzsoftware-Unternehmens liegt ebenfalls über den Prognosen der Wall Street. Der Hersteller von TurboTax, QuickBooks und Mint verzeichnete einen Umsatzanstieg von 83%. Nach Abschluss einer verspäteten Steuersaison nahm die Aktivität zu. Damit ist der Break von vor ein paar Tagen bestätigt. Kauf erst nach einem „pull-back“
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