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Commerzbank nach neuer Prognose: Ein Kauf wert?

Die Commerzbank hat der Börse mit der Vorlage ihres Quartalsberichtes inklusive eines neuen Ausblicks auf das Gesamtjahr eine richtige Nuss zu knacken gegeben. Denn die Anleger müssen sich nun entscheiden, ob sie die überraschend positiven Zahlen aus dem zweiten Quartal höher gewichten oder die schlechtere Prognose. Doch eins nach dem andern:

Wie die Privatbank melden konnte, hat man im zurückliegenden zweiten Quartal besser abschneiden können als erwartet. Die Erträge (vor Risikoergebnis) lagen bei 2,273 Milliarden €, was einem Plus zum Vorjahr von 6,8 % entsprach. Im Vorfeld lag der Marktkonsens diesbezüglich bei nur 2,26 Milliarden €. Besonders überraschend war, dass der Provisionsüberschuss gleich um 7 % auf 791 Millionen € gesteigert werden konnte. Selbst der Zinsüberschuss (Stichwort Belastungen durch das Niedrigzinsumfeld) verbesserte sich um 0,3 % auf 1,278 Milliarden €.

Bessere Profitabilität als erwartet

Unter dem Strich verdiente das Kreditinstitut auf operativer Basis 205 Millionen €. Das war zwar ein Abschlag von fast 34 % zum Vorjahreszeitraum, weil die Bank mit 469 Millionen € mehr als das Doppelte an Risiko-Rückstellungen vornahm als im Vorjahr. Dennoch übertraf man mit diesem Ergebnis die Markterwartungen deutlich, die zuvor nur von 151 Millionen € ausgegangen waren. Die für Finanzinstitute besonders wichtige Kernkapitalquote verbesserte sich dabei von zuvor 12,9 % auf 13,4 %, 0,4 Prozentpunkte mehr als erwartet. Diese Kennziffer ist vor allen Dingen wichtig für das weitere Kreditgeschäft und stellt gleichzeitig auch den Puffer dar, mit dem sich die Bank gegen weitere Schocks absichern könnte.

Insgesamt kann man sicherlich feststellen, dass die Bank durch das Corona-Quartal erheblich besser gekommen ist. Was auch einer Fortsetzung der Kosteneinsparungen zu verdanken war. Obwohl man in die IT-Struktur weiter investiert hat, konnten die operativen Kosten auf 1,53 Milliarden € gesenkt werden (Vorjahreszeitraum 1,58 Milliarden €). Indes:

Commerzbank rechnet mit Jahresverlust

Im Ausblick zeigt sich die Commerzbank wieder deutlich vorsichtiger. Das liegt auch daran, dass man im Firmenkundengeschäft mit deutlichen Belastungen wegen Corona rechnet. Hier hatte man trotz positiver Ertragsentwicklungen im zweiten Quartal operativ ein Minus von 89 Millionen € verbuchen müssen. Insgesamt rechnet man für das Gesamtjahr mit Belastungen aus der Risikovorsorge zwischen 1,3 und 1,5 Milliarden €. Deshalb erwartet die Commerzbank, dass man im Gesamtjahr nur mit einem negativen Konzernergebnis herauskommt.

Doch das lässt offenbar den Markt zumindest am heutigen Tag kalt. Denn die Aktie der Commerzbank startete mit einem starken Plus in den Handel. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass Anfang der Woche der frühere Chef der Landesbank Baden-Württemberg Hans-Jörg Vetter zum neuen Aufsichtsratschef gewählt wurde. Das war notwendig geworden, nachdem sowohl der bisherige Aufsichtsratschef Schmittmann als auch Vorstandschef Martin Zielke Anfang Juli ihren Rücktritt angekündigt hatten.

Mit der Wahl von Vetter zum Aufsichtsratschef hat sich dabei das Aufsichtsgremium gegen den ausdrücklichen Wunsch des amerikanischen Finanzinvestors Cerberus gestellt. Dieser hatte Vetter abgelehnt und muss sich jetzt wohl entscheiden, wie man mit dieser Situation umgehen wird. Cerberus hält bislang 5,01 % der Commerzbank-Anteile. Jetzt fehlt nur noch ein neuer Vorstandschef.

Aktie schafft wichtiges Chart-Signal

Das könnte allerdings noch für die Aktie zum Problem werden. Hierbei geht es weniger um die Personalie, sondern um den Umstand, dass die Commerzbank offenbar mit einer ursprünglich angekündigten neuen Strategie inklusive Kostenplan so lange warten wird, bis hier die Führungsspitze komplett neu besetzt ist. Zwar ist dies durchaus einer Forderung aus dem Kreis der Investoren und Aufsichtsräte geschuldet. Doch damit könnte die Aktie noch eine ganze Weile in der Luft hängen.

Fazit: Auch wenn es der Commerzbank heute gelingt, ein kräftiges Kursplus vorzuzeigen, mit dem auch die 200-Tage-Linie wieder nach oben durchbrochen werden kann, schauen wir kurzfristig noch auf die Widerstandszone auf dem aktuellen Niveau. Sollte es hier einen Break geben, wäre sicherlich eine Verbesserung in den Bereich von 5,00 Euro möglich. Aber in der mittel-bis langfristigen Tendenz fehlt es schlicht weiterhin an einer greifbaren Story. Ob diese mit einer neuen Strategie (wieder einmal) kommt, bliebe abzuwarten. Denn nur Kostensenkungspläne allein sind auf lange Sicht kein Geschäftsmodell.

Deshalb wiederholen wir unsere grundlegende Einschätzung: Die Commerzbank mag für kurzfristiges Trading interessant sein, eine perspektivische Anlage ist sie nach wie vor nicht.